Damit will Christian Lindner mehr Lust auf Überstunden machen

Berlin - Gegen die neuen Pläne von FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner (45), Überstunden zu fördern, formiert sich reger Widerstand, nicht nur aus den Reihen der Ampel-Regierung.

Christian Lindner sorgt mit einer neuen Idee für Diskussionen.
Christian Lindner sorgt mit einer neuen Idee für Diskussionen.  © David Young/dpa

Die Werbung Christian Lindners, "den Leuten Lust zu machen auf die Überstunde, weil sich die vielleicht steuerlich lohnt", stößt auf heftige Kritik!

Dafür warb der Politiker in der ARD-Talkshow mit Caren Miosga (54) - und heizt damit weiter den Druck zur Reformierung des Sozialstaats an.

Damit sich individuelle Leistung wieder mehr lohnt, sollen laut Beschluss des FDP-Präsidiums eine begrenzte Anzahl an Überstunden sowie ausbezahlte Überstundenzuschläge steuerfrei werden.

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Christian Lindner Minister meckert in Video: Letzte Generation stört Auftritt von Christian Lindner

Der Beschluss fordert ebenfalls Steueranreize für ausländische Fachkräfte sowie Reformen des Bürgergeldes.

Massiver Gegenwind für Lindner

Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, bezeichnete die Pläne Christian Lindners als "wirklichkeitsfremd".
Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, bezeichnete die Pläne Christian Lindners als "wirklichkeitsfremd".  © Bernd von Jutrczenka/dpa

"Verrückte Ideen wie steuerfreie Überstunden laden gerade dazu ein, entweder Vollzeitarbeit zu verdrängen oder die geschlechterungleiche Verteilung von Arbeit noch weiter anzukurbeln", so DGB-Chefin Yasmin Fahimi (56) gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Es sei vollkommen wirklichkeitsfremd, die Arbeitsmoral der Beschäftigten infrage zu stellen, da im vergangenen Jahr bereits über die Hälfte der mehr als 1,3 Milliarden Überstunden unbezahlt geleistet wurde. Davon profitiert hätten demnach vor allem die Arbeitgeber, so die Gewerkschafterin weiter.

Es sei sinnvoller, Arbeitgeber würden von vornherein genug zahlen, sodass Überstunden für die Beschäftigten attraktiv sind und trotzdem Einnahmen für den Staat resultieren. "Andernfalls erodiert die Einnahmebasis des Staates immer weiter", kritisiert ver.di Chef Frank Werneke (57, SPD) die Pläne Lindners.

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Auf Ablehnung stoßen die Vorschläge ebenfalls bei Katharina Barley (55, SPD): "Überstunden sollen die Ausnahme sein, weil Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Recht auf Gesundheit und auf Freizeit haben."

Als Beispiel nannte Barley indes auch die Situation in der Pflege, infolge derer viele ihren Beruf gerade aufgrund der Vielzahl an Überstunden verlassen würden.

Titelfoto: Fotomontage/David Young/dpa

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