Also doch! Spahns Ehemann wusste von Maskendeals

Berlin - Wie nun herauskam, soll durch den Lobbyisten Daniel Funke (39), Ehemann von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU), mindestens ein Maskendeal zustande gekommen sein.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU, r), und sein Ehemann, der Lobbyist Daniel Funke (39).
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU, r), und sein Ehemann, der Lobbyist Daniel Funke (39).  © Jens Kalaene/dpa

Vor knapp vier Wochen wurde bekannt, dass die Burda GmbH (Hauptsitz ist in München) im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million FFP2-Masken an das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn verkauft haben soll.

Für das Unternehmen ist auch Daniel Funke tätig, als Büroleiter und Lobbyist der Repräsentanz in Berlin.

Für insgesamt 570.000 FFP2-Masken, die die Burda GmbH an das Ministerium von Spahn geliefert haben soll, wurde eine Rechnungssumme in Höhe von 909.451,86 Euro fällig, bezahlt vom Steuerzahler. Der Stückpreis lag demzufolge bei 1,736 US-Dollar. Ein Ministeriumssprecher bestätigte Abwicklung und Vertragsabschluss.

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Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen soll sich damals für das Maskengeschäft direkt an den Bundesgesundheitsminister gewandt haben. Weil der Deal als sogenannte "Direktbeschaffung" gelistet war, war auch eine vorherige Ausschreibung nicht notwendig.

Das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn und die Firma, für die sein Ehemann arbeitet, konnten also direkt und ohne Vergabeverfahren ihre Geschäfte abwickeln. Die Hubert Burda Media GmbH erklärte dazu: "Herr Daniel Funke war zu keinem Zeitpunkt über die Transaktion informiert oder involviert."

Milliarden-Deal mit bis dahin unbekannter Firma

v.l.: Daniel Funke (39), Armin Laschet (60, CDU) und Jens Spahn (40, CDU). Auch Laschet geriet in der Corona-Pandemie in eine Maskenaffäre.
v.l.: Daniel Funke (39), Armin Laschet (60, CDU) und Jens Spahn (40, CDU). Auch Laschet geriet in der Corona-Pandemie in eine Maskenaffäre.  © Jörg Carstensen/dpa

Wie "Der Spiegel" berichtet, zeigt ein Chatprotokoll, dass Daniel Funke von Maskendeals wusste. Gleich mehrere Hersteller sollen für Großaufträge Kontakt zu dem 39-Jährigen gesucht haben. "Ein Geschäft kam so tatsächlich zustande", schreibt "Spiegel".

Zwar gebe es bis heute "keinen Beleg dafür, dass Funke beteiligt gewesen wäre", doch dass er nichts gewusst habe, stimmt eben auch nicht.

Mindestens sechs, möglicherweise mehr Angebote für Masken-Deals soll Funke im März und April 2020 an das Ministerium seines Gatten weitergeleitet haben. Und somit am üblichen Dienstweg vorbei. Dadurch könnte es zu einer geschäftlichen Bevorzugung von Anbietern gekommen sein.

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Ein Beispiel dafür ist der Deal mit der bis dahin völlig unbekannte Firma Emix aus der Schweiz, die plötzlich einen Milliarden-Deal mit dem Bundesgesundheitsministerium abwickelte.

Vorausgegangen war dem ein persönliches Telefongespräch mit Spahn, das über politische Verbindungen vermittelt wurde.

Andere Händler blieben auf ihren Masken sitzen

FFP2-Schutzmasken sind offenbar eine äußerst lukrative Ware.
FFP2-Schutzmasken sind offenbar eine äußerst lukrative Ware.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Bislang gab Spahns Ministerium keine Erklärung dazu ab, wer alles - über Daniel Funke - sein Masken-Angebot schicken durfte und davon profitierte. Funke selbst schweigt dazu.

Unklar sei auch, ob Funke einfach Hinweise von Interessenten weiterleitete oder ob er möglicherweise eine Art Türsteher für das Bundesgesundheitsministerium war.

Dem "Spiegel" liegt eigenen Angaben zufolge ein WhatsApp-Chat "zwischen Funke und einem Bekannten" vor, der sich im Namen seiner Firma um Aufträge aus dem Bundesgesundheitsministerium bemühte. Angeblich hätte damals ein Geschäftsfreund Deutschland Masken beschaffen können.

Am 25. März soll jener Bekannte demnach geschrieben haben: "Lieber Daniel, verzeih den Umweg." Und: 'Er 'kommt aber im BMG telefonisch nicht durch ... Kannst Du vermitteln?'". Funkes Antwort am selben Tag: "Sehr gerne."

Außerdem wies Funke den Geschäftsfreund an, ihm eine Mail an seine Burda-Geschäftsadresse mit Angaben unter anderem zur Stückzahl sowie den "Ansprechpartner mit Handy-Nummer". Zum Schluss das Versprechen: "Leite das sofort weiter".

Auf diese Weise blieb dem Geschäftsfreund der offizielle Weg erspart, den andere Händler gehen mussten. Und die dann auf ihren Masken sitzenblieben.

Offenbar macht der Bekannte einen "Fehler"

Das Angebot an Spahn über 100 Millionen Masken aus China zum Preis von 164 Millionen Dollar sei bereits am nächsten Tag gekommen. Über WhatsApp. Funkes Antwort: "Super. Leite das gleich weiter."

Zustande gekommen ist der Deal letztendlich nicht. Offenbar, weil der Bekannte einen "Fehler" machte. Bei Facebook kommentierte er ein Treffen von Spahn und dem NRW-Ministerpräsidenten, Armin Laschet (60), die beim Besuch einer Klinik nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zueinander einhielten: "Wenn Spahn und Laschet ein Krankenhaus besuchen, braucht niemand Abstand zu halten. Ausgerechnet..!!".

Auf seine Nachfrage bei Funke, warum er nichts weiter gehört habe, antwortete dieser: "Und nun noch in eigener Sache: Ich bin ja nicht nur Ehemann des Gesundheitsministers, sondern auch Bürger – und als solcher beobachte ich mit gewissem Unbehagen, wie bestimmte Menschen mit einer Mischung aus Hysterie und Selbstgerechtigkeit kommentieren, richten & teilweise übelst beleidigen."

Und weiter: "Wir haben mittlerweile gefühlt 82 Millionen Virologen im Land. Deshalb bin ich auch so frei, jeden aus meiner FB-Liste zu löschen, der diesem, für mich unangenehmen, Typus entspricht." Damit hatte sich der Fall erledigt. Der Kontakt brach ab. Spahns Ministerium habe sich auch nie gemeldet.

Ob Bundesgesundheitsminister Jens Spahn oder Daniel Funke jemals finanziell von der Maskenbeschaffung profitierten? Gegenüber dem "Spiegel" verneinten sie das.

Titelfoto: Jens Kalaene/dpa

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