Dresden - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (50, CDU) hat die schwerste Entscheidung seiner Karriere verraten und vor einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft gewarnt.
"In den letzten Jahren war es sicherlich die Coronazeit und die Entscheidung zu treffen, das Land runterzufahren", sagte der CDU-Politiker im Podcast "Meine schwerste Entscheidung" der FUNKE-Hauptstadtredaktion am Donnerstag.
Die Schwierigkeit habe laut Kretschmer darin bestanden, dass ihm bewusst gewesen sei, dass ein "großer Teil der Bevölkerung" diese Einschränkungen nicht mittragen werde. Andererseits habe er einsehen müssen, dass die "medizinische Kapazität" zur Bewältigung der Pandemie im Freistaat nicht mehr ausreichte.
Im Gespräch wurde es anschließend emotional, als der MP von einem Krankenhausbesuch in Zittau berichtete, wo er an den Türen Namen von Menschen gelesen habe, die er kannte und die später an Corona gestorben seien. Gleichzeitig hätten ihm Demonstranten einreden wollen, dass es Corona gar nicht gebe: "Das hat mich sehr getroffen."
Kretschmer warnt vor gesellschaftlicher Spaltung: "Das ist ganz, ganz schlimm"
Gleichermaßen war Kretschmer im Gespräch sehr darauf bedacht, die Corona-Kritiker nicht allesamt schlecht darzustellen. Die entscheidende Frage sei schließlich nicht, ob es Corona gegeben habe oder nicht, sondern es müsse stets darüber diskutiert werden, ob staatliche Eingriffe in die persönlichen Freiheiten der Menschen gerechtfertigt sind.
Der gebürtige Görlitzer beklagte zudem, dass man aus der Corona-Zeit offenbar nichts gelernt habe und durch die Stigmatisierung von Bürgern mit anderen Meinungen - die teils "an der Realität vorbeigehen" würden - die Spaltung der Gesellschaft vorantreibe.
Besonders am Thema Ukraine-Krieg könne man heutzutage sehen, wie diese Spaltung fortgesetzt werde: "Nur das eine kann richtig sein, das andere muss falsch sein. Die Leute werden stigmatisiert, wenn sie eine andere Meinung haben. Das ist ganz, ganz schlimm", warnte Kretschmer.