Sachsen-MP Kretschmer im TAG24-Interview: "Sachsen geht es sehr gut"

Dresden - Flüchtlingspolitik, Kulturhauptstadt, Ukraine: Kurz vor seinen freien Tagen spricht Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) im TAG24-Interview über Themen, die Sachsen bewegen. Und er verrät, wohin's in den Urlaub geht.

Kurz vor seinem Sommerurlaub nahm sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) Zeit für TAG24.
Kurz vor seinem Sommerurlaub nahm sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) Zeit für TAG24.  © Norbert Neumann

TAG24: Herr Kretschmer, wie geht’s Sachsen gerade?

Michael Kretschmer: Sachsen geht es sehr gut. Wir stehen wirtschaftlich stark da, die Menschen genießen die Sommerzeit und es gibt unglaublich viele schöne Aktivitäten im Land.

TAG24: Die Diskussionen um die Willkommenskultur oder die hohen Umfragewerte der AfD zeigen eine andere Seite.

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Kretschmer: Themen wie die Energiepolitik versetzen die Menschen in große Sorge. Wir haben eine Politik in Berlin, die die ländlichen Regionen völlig ausblendet - beim Thema 49-Euro-Ticket, bei der Mobilitätswende.

TAG24: Sehen Sie auch einen Eigenanteil, bei all dem, was derzeit nicht ganz rund läuft?

Kretschmer: Wir verfolgen in Sachsen einen anderen Politikstil: Wir wollen die Menschen nicht belehren, sondern aufnehmen, was sie denken. Beim Thema Asyl etwa. Auch beim Ukraine-Krieg.

Werden die Menschen im Osten ernst genommen, Herr Kretschmer?

Kretschmer sprach in der Sächsischen Staatskanzlei mit den Politikredakteuren Paul Hoffmann (30, l.) und Thomas Staudt (56).
Kretschmer sprach in der Sächsischen Staatskanzlei mit den Politikredakteuren Paul Hoffmann (30, l.) und Thomas Staudt (56).  © Norbert Neumann

TAG24: Viele Ostdeutsche fühlen sich wie Menschen zweiter Klasse. Woher kommt das?

Kretschmer: Wir haben gerade über ein Thema gesprochen, bei dem viele Menschen aus den neuen Ländern eine andere Meinung vertreten. Haben Sie das Gefühl, dass die in den letzten zwölf Monaten ernst genommen wurden? Sehen Sie …

TAG24: Den Ostbeauftragten braucht es also noch?

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Kretschmer: Carsten Schneider ist ein super Typ und hat uns in Sachsen sehr viel geholfen. Er ist einer der einflussreichsten, wenn nicht sogar der einflussreichste Aufbau-Ost-Minister. Solange es in der Bundesregierung einen Menschen gibt, der für die neuen Länder kämpft, ist das also gut.

TAG24: Sie sind für eine Obergrenze bei Geflüchteten. Gleichzeitig fehlen Arbeitskräfte. Wäre es nicht besser, den Zustrom zu nutzen?

Kretschmer: Wir hatten uns nach 2015 in Deutschland auf eine Zahl von maximal 200.000 Flüchtlingen pro Jahr verständigt. Jetzt bewegen wir uns auf das Doppelte zu. Parteiübergreifend sagen Bürgermeister, Landräte: Das geht so nicht. Deshalb brauchen wir eine überparteiliche Kommission, die hier Lösungen erarbeitet. Man muss einerseits aktiv um Fachkräfte werben. Und man muss gleichzeitig solidarisch bleiben für Menschen in Not.

Aber gezielte Fachkräftezuwanderung und die Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen - das sind zwei unterschiedliche Dinge. Die Vermengung von beidem ist im Übrigen auch eine der Hauptursachen, dass in vielen Fälle auch beim Thema Fachkräftezuwanderung noch Skepsis besteht.

Das sagt der sächsische Ministerpräsident zum Ukraine-Krieg

Ein Blick in das Büro von Ministerpräsident Kretschmer. Hier fand das Interview statt.
Ein Blick in das Büro von Ministerpräsident Kretschmer. Hier fand das Interview statt.  © Norbert Neumann

TAG24: Thema Ukraine: Ihr Mantra ist, der Krieg müsse 'eingefroren' werden. Werden Sie konkret: Wer müsste mit wem reden?

Kretschmer: Es gibt hier eine internationale Verantwortung. Ich bin da ganz bei dem, was Rolf Mützenich von der SPD im Bundestag gesagt hat: Man muss auf Russland einwirken. Und das wird nur gelingen, wenn man gemeinsam mit China und mit Indien, mit Brasilien arbeitet. Und man muss auch auf die Ukraine einwirken.

TAG24: Könnten Sie sich vorstellen, selbst eine vermittelnde Rolle einzunehmen?

Kretschmer: Nein, das ist nicht meine Aufgabe.

TAG24: Zurück nach Sachsen: Dresden bewirbt sich um die BUGA 2033, Chemnitz wird Kulturhauptstadt 2025. Was bedeutet das für Sachsen?

Kretschmer: Ich freue mich unglaublich über diese Bewerbung zur BUGA. Wir wollen das unbedingt. Nicht nur Dresden, sondern auch die ganzen Verbände der grünen Berufe sind total begeistert davon, weil ihre Themen so besonders viel Aufmerksamkeit bekommen.

TAG24: Und Chemnitz?

Kretschmer: Das ist ein kleines Wunder. Chemnitz hat als Bewerberstadt genau den Nerv getroffen, der zu dieser Zeit in Europa am wichtigsten war, nämlich: Wie kann man diese EU nach dem Austritt der Briten zusammenhalten. Wir freuen uns alle gemeinsam auf dieses Jahr.

TAG24: Zum Schluss: Wohin geht’s in den Urlaub?

Kretschmer: Es geht ins Riesengebirge auf die Schneekoppe wandern, darauf freue ich mich schon.

Titelfoto: Norbert Neumann

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