Das hat sie mit ihrer neuen Partei vor! Sahra Wagenknecht im TAG24-Gespräch

Berlin - Nicht erst seit ihrer Ankündigung, eine eigene Partei gründen zu wollen, ist Linken-Ikone Sahra Wagenknecht (54) nahezu omnipräsent. Mit dem nach ihr benannten Verein BSW ("Bündnis Sahra Wagenknecht") rüttelt sie dieser Tage Deutschlands Parteienlandschaft gehörig durcheinander. Mit TAG24 führte sie ein langes Gespräch über die Zukunft - ihre, der Partei und die der AfD.

Sahra Wagenknecht (54) möchte schon bald mit ihrer eigenen Partei ins Rennen gehen.
Sahra Wagenknecht (54) möchte schon bald mit ihrer eigenen Partei ins Rennen gehen.  © Christian Kielmann

TAG24: Frau Wagenknecht, wie laufen die Vorbereitungen für Ihre Parteigründung?

Sahra Wagenknecht: Sehr gut. Ich bin überwältigt, wie viel Zuspruch wir bekommen. Mehrere Tausend Mails, die wir noch nicht einmal alle sichten konnten. Viele sind erleichtert, dass die Partei kommt, viele wollen mitmachen und sich einbringen. Das macht Mut.

TAG24: Konnte man sich schon auf einen neuen Namen einigen?

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Sahra Wagenknecht Für Koalition in Thüringen: Wagenknecht verlangt Distanzierung von Merz

Wagenknecht: Über den zweiten Teil des Namens diskutieren wir noch, aber der erste Teil "Bündnis Sahra Wagenknecht" wird vorläufig bleiben - mindestens bis zur Bundestagswahl. Das liegt einfach daran, dass wir anfangs auf dem Wahlzettel recht weit unten stehen und gefunden werden wollen.

TAG24: Und eine Farbe?

Wagenknecht: In unserem aktuellen Logo haben wir eine Mehrfarbigkeit, in der man die aufgehende Sonne oder auch die deutsche Flagge erkennen kann. Eine Einzelfarbe werden wir nicht besetzen, weil die alle schon vergeben sind.

Tritt die Wagenknecht-Partei zu den kommenden Landtagswahlen an?

Die ehemalige Linken-Politikerin und ihre Gefolgsleute wollen die deutsche Politiklandschaft aufmischen.
Die ehemalige Linken-Politikerin und ihre Gefolgsleute wollen die deutsche Politiklandschaft aufmischen.  © dpa/Sören Stache

TAG24: Tritt das BSW zur Landtagswahl in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an?

Wagenknecht: Wir streben das an, und wir werden das hoffentlich schaffen. Gesichert können wir das aber erst dann sagen, wenn wir unsere Listen mit gutem, kompetentem Personal zusammen haben.

Wir wollen ja nicht irgendwelche Leute aufstellen, sondern Persönlichkeiten mit Kompetenz aus unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, die dann auch seriös für die Wähler im Parlament arbeiten und eventuell sogar eine gestaltende Rolle übernehmen können.

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Sahra Wagenknecht Wagenknecht enttäuscht von CDU und SPD: "Dachte, sie hätten Wahlergebnis verstanden!"

TAG24: Gibt es denn schon bekannte Gesichter in den Landesverbänden?

Wagenknecht: Sabine Zimmermann ist als couragierte Gewerkschafterin in Sachsen sicher bekannt. Über die anderen Namen informieren wir Sie, sobald es so weit ist.

TAG24: Neueste Umfragen sehen Sie in Sachsen mit 14,5 Prozent schon auf dem dritten Platz.

Wagenknecht: Das freut mich und ist ein guter Anfang. Natürlich sind aktuelle Umfragen mit großen Unsicherheiten behaftet. Noch gibt es die Partei ja gar nicht. Aber ich werde alles dafür tun, dass wir den Vertrauensvorschuss, den die derzeitigen Umfragen widerspiegeln, auch einlösen.

TAG24: Malen Sie sich schon Regierungskoalitionen aus?

Wagenknecht: Ich halte es nicht für sinnvoll, Koalitionsdebatten zu führen, solange wir noch nicht mal gegründet und mit einem guten Ergebnis in den Landtag eingezogen sind. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mir zum Beispiel mit den Grünen keine Koalition vorstellen könnte, zum Glück spielen die im Osten kaum eine Rolle. Die sind ja der Prototyp des abgehobenen, ideologiegetriebenen Politikers, bei denen vielfach schlicht die Kompetenz fehlt.

Würde Sahra Wagenknecht mit der AfD zusammenarbeiten?

Zunächst ist beim BSW erst einmal alles auf Wagenknecht gebranded. Das könnte sich mit dem Erfolg der Partei aber ändern.
Zunächst ist beim BSW erst einmal alles auf Wagenknecht gebranded. Das könnte sich mit dem Erfolg der Partei aber ändern.  © Screenshot/buendnis-sahra-wagenknecht.de/

TAG24: Welches Amt streben Sie eigentlich an, wenn die Partei Erfolg haben sollte?

Wagenknecht: Zunächst einmal ist mein Platz im Bundestag. Hier bin ich Abgeordnete und nach der Parteigründung hoffentlich Gruppenvorsitzende.

TAG24: Ein Gruppenstatus im Bundestag neben der Linken?

Wagenknecht: Die Linken-Fraktion wird es spätestens nach der Parteigründung rechtlich nicht mehr geben können. Unterhalb des Fraktionsstatus gibt es im Bundestag die Gruppe, die etwas schlechter gestellt ist, aber trotzdem Rederechte, ein gewisses Budget für Mitarbeiter und Räumlichkeiten bekommt - wichtige Dinge, um arbeiten zu können.

Wagenknecht im Gespräch mit den Politik-Redakteuren Paul Hoffmann (31, l.) und Erik Töpfer (24).
Wagenknecht im Gespräch mit den Politik-Redakteuren Paul Hoffmann (31, l.) und Erik Töpfer (24).  © Christian Kielmann

TAG24: Woher kommt es, dass Sie unter AfD-Wählern so beliebt sind?

Wagenknecht: Ich freue mich, wenn ich Zuspruch bekomme, unabhängig davon, was jemand bisher gewählt hat. Viele wählen doch deshalb AfD, weil sie unzufrieden mit der Politik im Land sind, sie wollen ihre Wut und ihren Protest zum Ausdruck bringen.

Das sind Wähler, die haben früher im Osten die PDS und die Linke gewählt. Die meisten AfD-Wähler sind keine Rechtsradikalen, sondern ganz normale Menschen, die es satthaben, wie sich die Politik über ihre Probleme und Wünsche hinwegsetzt. Wenn es uns gelingt, viele von diesen Menschen zu erreichen, dann freue ich mich.

TAG24: Inwiefern würden Sie mit der AfD zusammenarbeiten?

Wagenknecht: Der rechtsextremistische Flügel der AfD steht einer Zusammenarbeit entgegen. Aber das heißt ja nicht, dass wir deshalb in allen Fragen das Gegenteil dessen anstreben, was die AfD will. Dass zum Beispiel die unkontrollierte Zuwanderung gestoppt werden muss, habe ich schon 2016 gesagt.

Damals wurde ich dafür verprügelt. Inzwischen sehen auch Politiker anderer Parteien ein, dass unser Land überfordert ist und Integration an vielen Stellen nicht funktioniert. Wer das in der Vergangenheit angesprochen hat, der wurde schnell mit dem Vorwurf der AfD-Nähe mundtot gemacht.

Titelfoto: Christian Kielmann

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