Politbeben in Frankreich: Premierministerin schmeißt hin, Regierung platzt

Paris (Frankreich) - Die französische Mitte-Regierung von Premierministerin Élisabeth Borne (62) ist zurückgetreten. Das teilte der Präsidentenpalast in Paris am Montag mit.

Premierministerin Élisabeth Borne (62) ist zurückgetreten.
Premierministerin Élisabeth Borne (62) ist zurückgetreten.  © Geoffroy Van Der Hasselt/AFP/dpa

Es war erwartet worden, dass Präsident Emmanuel Macron (46) nach den jüngsten Schwierigkeiten mit dem Immigrationsgesetz die Regierung neu aufstellt. Wann eine neue Regierung steht und wer sie anführen wird, war zunächst unklar. Borne hatte das Amt der Premierministerin seit Mitte Mai 2022 inne.

Der Streit um das Immigrationsgesetz Mitte Dezember hatte Macron unter Druck gesetzt. Das Schlüsselvorhaben Macrons wurde in einer Zitterpartie verabschiedet, nachdem die Regierung den konservativen Républicains massive Zugeständnisse gemacht hatte. Der verschärfte Gesetzestext sorgte aber für heftige Spannungen innerhalb des Macron-Lagers.

20 Abgeordnete aus Macrons Reihen stimmten gegen den Text, 17 enthielten sich. Gesundheitsminister Aurélien Rousseau trat im Anschluss zurück. Gerüchten zufolge hatten vor dem Votum auch weitere Kabinettsmitglieder des linken Flügels erwägt, die Regierung wegen des Textes zu verlassen.

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Die Regierung unter Präsident Macron steckt bereits seit anderthalb Jahren in der schwierigen Situation, keine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung mehr zu haben. Sie ist für ihre Vorhaben daher auf Stimmen der Opposition angewiesen.

Was plant Macron nun?

Präsident Emmanuel Macron (46) muss sich etwas einfallen lassen.
Präsident Emmanuel Macron (46) muss sich etwas einfallen lassen.  © Stephanie Lecocq/Pool Reuters/AP/dpa

Premierministerin Borne (62) versuchte unermüdlich, Kompromisse zu finden. Einen verlässlichen Partner im Parlament fand die Regierung aber nicht. Macrons Kernprojekt der Rentenreform drückte die Regierung letztlich ohne Endabstimmung in der Nationalversammlung durch.

Erwartet wird, dass Macron vor allem nach den internen Querelen mit einem erneuerten Kabinett gestärkt voranschreiten und sein Lager zusammenhalten will.

Immerhin stehen bereits im Frühjahr die Europawahlen an, bei denen Marine Le Pens Rechtsnationale Macrons Truppe deutlich zu überholen drohen.

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Mit den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris im Sommer kommt auf Frankreich zudem eine organisatorische Herausforderung zu - und ein Moment, an dem das Land sich nach Außen hin geeint und handlungsfähig zeigen will.

Titelfoto: Bildmontage: Stephanie Lecocq/Pool Reuters/AP/dpa, Geoffroy Van Der Hasselt/AFP/dpa

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