Schockstarre nach Sturm auf Regierungsviertel: "Brasilia wurde von Außerirdischen überfallen"

Brasilia - Es waren Bilder, die einem unangenehm bekannt vorkamen - lediglich im Kalender waren die Akteure leicht verrutscht. Zwei Jahre und zwei Tage nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington stürmten am Sonntag gewaltbereite Anhänger von Ex-Präsident Jair Bolsonaro (67) das Regierungsviertel in der Hauptstadt Brasilia. Das Entsetzen darüber ist groß - nicht nur in Brasilien selbst.

Anhänger von Jair Bolsonaro (67) am Sonntag in Brasilia.
Anhänger von Jair Bolsonaro (67) am Sonntag in Brasilia.  © Matheus Alves/dpa

"Was sie getan haben, ist beispiellos in der Geschichte des Landes", schimpfte Präsident Lula da Silva (77), der Bolsonaro erst kürzlich im Amt abgelöst hatte. "Das war Barbarei. Das waren Faschisten. Sie müssen gefunden und bestraft werden."

In Richtung seines Vorgängers schoss er weiter: "Sie nutzten die sonntägliche Stille, als wir noch dabei waren, die Regierung zu bilden, um zu tun, was sie taten. Es gibt mehrere Reden des ehemaligen Präsidenten, in denen er dies befürwortet."

Bolsonaro, wenig überraschend mit dieser Aussage nicht einverstanden, distanzierte sich auf Twitter von den Krawallen und schrieb: "Friedliche Demonstrationen sind Teil der Demokratie. Plünderungen und Überfälle auf öffentliche Gebäude, wie sie heute stattgefunden haben, fallen jedoch nicht darunter."

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Doch nicht nur in Brasilien, auch im Rest der Welt hat dieser erneute Sturm auf ein Herz der Demokratie Spuren hinterlassen.

"Brasilia wurde von Außerirdischen überfallen - Wesen aus einer parallelen Realität, in der man die Zentren der Exekutive, Legislative und Judikative stürmen und dies auch filmen und im Internet zeigen darf", schrieb die portugiesische Zeitung "Público" am Tag danach.

Die freundlichen brasilianischen Farben täuschen über die heftigen Geschehnisse in der Hauptstadt des Landes hinweg.
Die freundlichen brasilianischen Farben täuschen über die heftigen Geschehnisse in der Hauptstadt des Landes hinweg.  © Eraldo Peres/AP/dpa

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer klaren Ansage

In Deutschland distanzierte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) von den Geschehnissen und twitterte: "Die gewalttätigen Attacken auf die demokratischen Institutionen sind ein Angriff auf die Demokratie, der nicht zu tolerieren ist." US-Präsident Joe Biden (80) ließ über eine Sprecherin ausrichten, dass er das Geschehene "ungeheuerlich" finde. "Unsere Unterstützung für die demokratischen Institutionen Brasiliens ist unerschütterlich."

Und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell (75) verurteilte "die antidemokratischen Akte der Gewalt".

Titelfoto: Matheus Alves/dpa

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