Nach Geiselnahme in JVA: Halle-Terrorist Stephan Balliet nach Bayern verlegt

Augsburg/Burg/Halle (Saale) - Gut eine Woche nach der Geiselnahme im Gefängnis in Burg bei Magdeburg ist der Halle-Attentäter Stephan Balliet (30) nach Bayern verlegt worden.

Stephan Balliet (30), der 2019 in Halle zwei Menschen ermordete, wurde am Dienstag aus Sachsen-Anhalt in die JVA Augsburg-Gablingen verlegt. (Archivbild)
Stephan Balliet (30), der 2019 in Halle zwei Menschen ermordete, wurde am Dienstag aus Sachsen-Anhalt in die JVA Augsburg-Gablingen verlegt. (Archivbild)  © Ronny Hartmann/AFP/POOL/dpa

Am frühen Dienstagmorgen wurde der 30-Jährige per Hubschrauber nach Augsburg geflogen, wie das Justizministerium in Magdeburg mitteilte. Die Verlegung wurde von einer bewaffneten Spezialeinheit des sachsen-anhaltischen Justizvollzugs durchgeführt und von Spezialkräften der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt sowie des Freistaats Bayern begleitet.

Offen ist, wie lange der Attentäter von Halle in der JVA Augsburg-Gablingen bleiben wird.

Der Strafgefangene hatte Montagabend vergangener Woche in der Justizvollzugsanstalt Burg nacheinander zwei Bedienstete in seine Gewalt gebracht und wollte sich den Weg in die Freiheit erzwingen. Er zwang die Beamten, ihm den Weg Richtung Freigelände inmitten der Gefängnismauern aufzuschließen.

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Er wurde nach weniger als einer Stunde überwältigt. Dabei wurde der 30-Jährige verletzt. Die Bediensteten blieben laut Justizministerium äußerlich unverletzt, wurden aber betreut.

Nach einem solch schwerwiegenden Vorfall ist es üblich, einen Gefangenen aus Sicherheitsgründen zu verlegen.

Stephan Balliet nahm mit selbstgebauter Waffe Geiseln

Der rassistische Attentäter war 2020 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
Der rassistische Attentäter war 2020 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.  © Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa

Die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg führt ein Ermittlungsverfahren wegen Geiselnahme. Sie hat etwa zu klären, wie es zur Tat kommen konnte. Der Attentäter soll einen mutmaßlich selbstgebastelten Gegenstand gehabt haben. Damit brachte er den ersten Bediensteten in seine Gewalt, als er zur Nacht in seine Zelle eingeschlossen werden sollte.

Die Anstaltsleiterin der JVA Burg beschrieb den Gegenstand in der vergangenen Woche als gerolltes Blatt Papier, das mit einem Bleistift verstärkt gewesen sei, und an dem sich ein Stück Metall wie eine Art Scharnier befunden habe.

Stephan Balliet war im Dezember 2020 zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Er hatte am 9. Oktober 2019, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, versucht, die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten.

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Als es ihm nicht gelang, ermordete er nahe der Synagoge zwei Menschen und verletzte weitere. Auch damals hatte er selbstgebaute Waffen dabei.

In der vergangenen Woche hatte er in der JVA Burg Geiseln genommen.
In der vergangenen Woche hatte er in der JVA Burg Geiseln genommen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Er gilt als schwieriger und unkooperativer Gefangener. Am Pfingstwochenende 2020 hatte er etwa versucht, aus der JVA Halle zu fliehen. Während eines Hofgangs war er über einen 3,40 Meter hohen Zaun geklettert und hatte fünf Minuten ohne Aufsicht nach Auswegen aus dem Gefängnis gesucht, bevor ihn Justizbedienstete wieder schnappten.

Im Gefängnis in Burg soll er die Tür zu seiner Zelle einmal mit Papier verkeilt haben. Insidern zufolge bindet der Häftling viel Energie des Personals und sorgt damit durchaus auch dafür, dass sich gewohnte Abläufe für andere Gefangene nicht immer einhalten lassen.

Titelfoto: Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa

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