Ermittlungsrichter schickt mutmaßliche Hamas-Mitglieder in U-Haft!

Karlsruhe - Nach den Festnahmen mutmaßlicher Hamas-Mitglieder in Berlin und den Niederlanden sind drei Verdächtige in Untersuchungshaft. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Freitag mit.

Die Bundesanwaltschaft hatte am 14. Dezember in Berlin und in Rotterdam vier mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Hamas festnehmen lassen.
Die Bundesanwaltschaft hatte am 14. Dezember in Berlin und in Rotterdam vier mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Hamas festnehmen lassen.  © Uli Deck/dpa

Die oberste deutsche Anklagebehörde wirft ihnen vor, nach Waffen gesucht zu haben, die für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden sollten.

Am Donnerstag waren insgesamt vier mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Hamas in Berlin und im niederländischen Rotterdam festgenommen worden.

Die drei Verdächtigen aus Berlin - der Ägypter Mohamed B. sowie die im Libanon geborenen Abdelhamid Al A. und Ibrahim El-R. - waren am Freitag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe vorgeführt worden. Er setzte die Haftbefehle in Vollzug.

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Der vierte Mann, der Niederländer Nazih R., kommt erst später im Rahmen eines Auslieferungsverfahrens nach Deutschland. Er wurde laut Staatsanwaltschaft Amsterdam dem Haftrichter vorgeführt und bleibt hinter Gittern, bis seine Auslieferung nach Deutschland verhandelt wird.

Allen vier Beschuldigten wird die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen eng an Führungskräfte des militärischen Flügels der islamistischen Hamas angebunden gewesen sein.

Aktivitäten der Männer stehen wohl nicht im Zusammenhang mit Überfall der Hamas am 7. Oktober

Eine Person wird von Polizisten in Karlsruhe von einem Hubschrauber zu einem Auto geführt.
Eine Person wird von Polizisten in Karlsruhe von einem Hubschrauber zu einem Auto geführt.  © Uli Deck/dpa

Die Aktivitäten der Männer stehen nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Überfall der Hamas in Israel am 7. Oktober. Vielmehr soll der erste Hinweis auf die vier Männer bereits aus dem vergangenen Sommer stammen.

Konkrete Anschlagsziele gab es - nach bisherigem Kenntnisstand der Behörden - nicht. Im Oktober hätten sich die drei in Berlin wohnhaften Männer mehrfach von Berlin aus auf die Suche nach den Waffen gemacht. Dabei seien sie von dem in Rotterdam festgenommenen Mann unterstützt worden.

Die Sicherheitsbehörden hatten die Verdächtigen nach dpa-Informationen schon auf dem Radar, bevor der Hinweis auf ihre Suche nach Waffen aus dem Ausland kam.

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Nahezu zeitgleich - ebenfalls am Donnerstag - waren in Dänemark drei Terrorverdächtige festgenommen worden - zwei Männer und eine 19-jährige Frau. Zwei kamen nach einem Haftprüfungstermin in Gewahrsam, eine Person zunächst auf freien Fuß.

Für vier weitere - noch nicht festgenommene - Personen wurde Untersuchungshaft in Abwesenheit angeordnet. Die Beschuldigten stehen im Verdacht, einen Terrorangriff vorbereitet zu haben. Einzelheiten zu den vermuteten Terrorplänen wurden bisher nicht genannt.

Deutschland diente als Rückzugsort für Hamas-Mitglieder

Die Verdächtigen wurden mit einem Hubschrauber nach Karlsruhe transportiert.
Die Verdächtigen wurden mit einem Hubschrauber nach Karlsruhe transportiert.  © Uli Deck/dpa

Anschläge außerhalb von Israel und den Palästinensergebieten zu verüben, wäre ein Strategiewechsel der Hamas. Dieser könnte seinen Ursprung womöglich in dem gewachsenen iranischen Einfluss auf den militärischen Arm der Hamas haben.

Bislang war Deutschland für die im Bundesgebiet ansässigen rund 450 Hamas-Mitglieder nach Einschätzung des Verfassungsschutzes ein Rückzugsort, an dem höchstens versucht wurde, Propaganda zu betreiben und Spenden zu sammeln. Um auch dies zu unterbinden, waren in den Jahren 2002 und 2005 zwei der Hamas nahestehende Vereine verboten worden.

Anfang November hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) ein Betätigungsverbot für die Hamas erlassen, was zum Beispiel polizeiliche Maßnahmen bei Kundgebungen erleichtern soll.

Erstmeldung a, 15. Dezember, 15.30 Uhr; zuletzt aktualisiert um 18.35 Uhr.

Titelfoto: Uli Deck/dpa

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