Kein Geld, kein Personal: Pflegeheime im Südwesten können freie Plätze nicht belegen!

Stuttgart - Plätze für die Pflege gäbe es, aber sie können nicht besetzt werden. Denn es fehlt nicht nur Geld, es fehlen auch Fachkräfte. Für viele Pflegeeinrichtungen im Südwesten wird das Jahr in roten Zahlen enden - und das nächste auch.

Die baden-württembergischen Pflegeeinrichtungen können fast sieben Prozent ihrer Plätze nicht belegen.
Die baden-württembergischen Pflegeeinrichtungen können fast sieben Prozent ihrer Plätze nicht belegen.  © Tom Weller/dpa

Nach einer Umfrage seien derzeit nur 93,2 Prozent der Plätze in den Einrichtungen vergeben, normal sei eine Auslastung von rund 100 Prozent, teilte die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) am Mittwoch mit.

"Die Hoffnung auf eine Normalisierung nach der Pandemie war damit leider vergebens", sagte der BWKG-Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold. "Es ist und bleibt also extrem schwierig, einen Pflegeplatz für einen Angehörigen zu finden."

Wesentlich für die Lage seien Personalmangel und Unterfinanzierung, sagte der Landrat des Alb-Donau-Kreises. Das zeigten Einschätzungen der Geschäftsführenden der BWKG-Mitgliedseinrichtungen, die zweimal jährlich im sogenannten BWKG-Indikator zu ihrer wirtschaftlichen Lage und zur Entwicklung bei den Fachkräften befragt werden.

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Laut Indikator geben 93,6 Prozent der Heimleitungen an, es sei schwierig oder eher schwierig, offene Stellen für Pflegefachkräfte zu besetzen. Von Schwierigkeiten bei Ausbildungsplätzen in der Pflege berichten 74,6 Prozent. Weitere 58,5 Prozent melden Probleme, wenn es um die Stellen in Hauswirtschaft, Technik und Verwaltung geht.

Die Folge: Pflegeeinrichtungen müssen ihr Angebot reduzieren, sagte Scheffold. Das sei bedenklich in einer Situation, in der wegen der Altersstruktur der Gesellschaft eigentlich mehr Pflegeplätze benötigt würden.

In vielen Pflegeeinrichtungen fehlt das Personal.
In vielen Pflegeeinrichtungen fehlt das Personal.  © Christoph Schmidt/dpa

Über die Hälfte der Häuser rechnen mit roten Zahlen

Auch die finanzielle Lage der Einrichtungen ist laut Indikator eher düster: Demnach rechnen 54,8 Prozent der Pflegeeinrichtungen damit, das laufende Jahr mit roten Zahlen abzuschließen. Bei der Prognose für 2024 prognostizieren 44,3 Prozent Verluste.

"Wenn so viele Pflegeeinrichtungen rote Zahlen schreiben, stimmt die Pflegeheimfinanzierung nicht", kritisierte Scheffold. Diese müsse grundlegend überprüft werden.

Die BWKG ist ein Zusammenschluss von 478 Trägern mit 197 Krankenhäusern, 133 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie 807 Pflegeeinrichtungen. Sie verfügen nach Angaben der BWKG über 130.000 Betten oder Plätze sowie ambulante Behandlungskapazitäten. Die Einrichtungen beschäftigen mehr als 250.000 Mitarbeiter.

Titelfoto: Tom Weller/dpa

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