Einstiger Flüchtling wird Rathauschef: Erster syrischer Bürgermeister in Baden-Württemberg

Ostelsheim - Er ist der neue Bürgermeister von Ostelsheim im Landkreis Calw: Ryyan Alshebl (29) setzte sich gegen zwei andere Kandidaten durch!

Ryyan Alshebl (29, parteilos) ist neuer Bürgermeister von Ostelsheim.
Ryyan Alshebl (29, parteilos) ist neuer Bürgermeister von Ostelsheim.  © Christoph Schmidt/dpa

Mit einer absoluten Mehrheit von 55,41 Prozent gewann der 29-Jährige die Wahl, die am 2. April in Ostelsheim stattfand. Hiermit gilt er als der erste syrische Bürgermeister in Baden-Württemberg. Bei der Wahl sei er zwar parteiunabhängig angetreten, im Privaten gehöre Alshebl jedoch zu den Grünen, wie er auf Social Media verriet.

Der neue Rathaus-Chef hat eine bewegte Vergangenheit. In seinem damaligen Heimatort Suwaida in Syrien herrschte Krieg. Im Jahr 2015 floh er schließlich nach Deutschland.

Der damals 21-Jährige ließ sich im Nordschwarzwald nieder. Dort lernte er Deutsch, beendete eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Im Anschluss erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft, wie der SWR mitteilte.

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Laut eigenen Aussagen arbeite er bereits seit sieben Jahren in der Verwaltung des Rathaus Althengstett (Landkreis Calw). Nun werde Alshebl nach Ostelsheim ziehen, so der neue Bürgermeister auf Instagram.

Der Rathaus-Chef erklärte: "Ich möchte mittendrin sein und nicht nur dabei. Ich möchte am Ort teilhaben und kein 'Draußenbürgermeister' sein."

Ryyan Alshebl: "Ich selbst praktiziere keine Religion"

Der 29-Jährige gewann die Wahl am Sonntag mit einer absoluten Mehrheit von 55,41 Prozent.
Der 29-Jährige gewann die Wahl am Sonntag mit einer absoluten Mehrheit von 55,41 Prozent.  © Christoph Schmidt/dpa

Unter anderem wolle er sich für mehr Transparenz und eine Vereinfachung der Bürokratie im Ort einsetzen, da dies anfänglich eine große Herausforderung für ihn darstellte.

Im Hinblick des "scheinbar undurchschaubaren Behördendschungels" in Deutschland hat der 29-Jährige allerdings eine positive Einstellung entwickelt: "Mit etwas Hingabe ist er durchaus zu bewältigen."

Auf die Frage hin, ob er religiös sei, erzählte der 29-Jährige: "Meine Eltern gehören der Glaubensgemeinschaft der Drusen an. Ich selbst praktiziere keine Religion - doch die Gemeinschaft, die aus ihr erwächst, empfinde ich als wertvoll."

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Verschiedenen Glaubensrichtungen stehe er stets offen und vorurteilsfrei gegenüber. "Toleranz und gegenseitiges Interesse sind Schlüsselkriterien für ein gelingendes Miteinander", findet der junge Politiker.

Während der Wahl forderte der 29-Jährige alle Interessierten auf, Fragen zu stellen, die er offen und ehrlich auf seinem Social-Media-Profil beantworten wolle.

Seine aufgeschlossene und hilfsbereite Art scheint auf seine Wähler mächtig Eindruck gemacht zu haben.

Titelfoto: Christoph Schmidt/dpa

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