Kosten-Ärger mit der Krankenkasse: Wer zahlt das Geländer für die kranke Gattin?

Stollberg - Weil seine Frau Hannelore (84) schwer erkrankte, bat Rentner Hans-Joachim Röhrig (69) aus Stollberg (Erzgebirge) seine Krankenkasse um Hilfe: Was könne sie tun, um Hannelores Leben zu erleichtern? Die KKH bot ihm "wohnumfeldverbessernde Maßnahmen" (WUM) an - und lässt den Stollberger nun im Stich.

Rentner Hans-Joachim Röhrig (69) wollte seiner kranken Frau das Leben erleichtern - und erschwerte seines mit Behörden-Bürokratie.
Rentner Hans-Joachim Röhrig (69) wollte seiner kranken Frau das Leben erleichtern - und erschwerte seines mit Behörden-Bürokratie.  © Maik Börner

Frau Röhrig erlitt im Januar 2020 einen Hirnschlag. Seitdem baut sie Jahr für Jahr ab. Mittlerweile greift die dritte Pflegestufe. Vor Kurzem kam Demenz dazu.

Damit sie überhaupt noch aus dem Haus kann, ließ Hans-Joachim Röhrig einen Kostenvoranschlag für drei Geländer anfertigen - nach Rücksprache mit der KKH. Die hätten auf ihre WUMs verwiesen, würden bis zu 4000 Euro dazugeben. Den Geländer-Vorschlag reichte er ein.

Doch statt einer Zusage bekam er den Medizinischen Dienst (MD) für eine Prüfung ins Haus. Der nahm Maß an Hannelore und lehnte die Maßnahme ab. Nach Einschätzung des MD "führt der Umbau dieses Treppengeländers nicht zu einer selbstständigeren Lebensführung von Frau Röhrig", schrieb die KKH auf TAG24-Nachfrage.

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Da waren die Geländer aber schon angebaut. Und Hannelore hing freudestrahlend die Wäsche in den Garten. Da sie aber noch immer auf Hilfe angewiesen sei, könne die KKH "eine Kostenübernahme im Rahmen einer (WUM) leider nicht genehmigen".

"Eine typisch bürokratische Entscheidung - macht so was noch ein Mensch oder schon eine KI?", schimpft Linken-Fraktions-Chef Rico Gebhardt (60). Am Freitag lief die Widerspruchsfrist ab, Herr Röhrig zieht vors Sozialgericht. "Gut so", findet Gebhardt, "so was darf man sich nicht gefallen lassen."

Hannelore Röhrig (84) kann wieder aus dem Haus, um etwa Wäsche aufzuhängen.
Hannelore Röhrig (84) kann wieder aus dem Haus, um etwa Wäsche aufzuhängen.  © Maik Börner

Der Stollberger CDU-Mann Tom Unger (37), Mitglied im Sozialausschuss des Landtags, will sich der Sache annehmen und lud die Röhrigs zum Gespräch.

Titelfoto: Maik Börner

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