"Tag der Sachsen": Fällt das Volksfest 2024 ins Wasser?

Dresden/Aue - An diesem Wochenende findet in Aue-Bad Schlema der "Tag der Sachsen" statt. Doch das Volksfest steht vor einer ungewissen Zukunft. Schon jetzt gibt es Zweifel, ob es im kommenden Jahr überhaupt einen "Tag der Sachsen" geben wird.

Zuletzt fand der "Tag der Sachsen" 2019 in Riesa statt. Rund 310.000 Gäste waren dabei. In diesem Jahr findet das Volksfest in Aue-Bad Schlema statt.
Zuletzt fand der "Tag der Sachsen" 2019 in Riesa statt. Rund 310.000 Gäste waren dabei. In diesem Jahr findet das Volksfest in Aue-Bad Schlema statt.  © DPA

Leben Totgesagte immer länger? Diese Frage wird sich perspektivisch auch für das größte sächsische Volksfest stellen, den "Tag der Sachsen". Nach dreijähriger Pause findet er an diesem Wochenende erstmals wieder statt. Die Stadt Aue-Bad Schlema musste mit dem doppelten Fördergeld gelockt werden, um die Party auszurichten.

Immer mehr Kommunen meiden das finanzielle Risiko einer Großveranstaltung und verweisen auf Inflation und steigende Kosten. Deshalb mehren sich Zweifel, ob das Volksfest in bisheriger Form eine Zukunft hat.

Für 2024 gibt es bisher keinen Bewerber. "Daraus folgt, dass es ohne Ausrichterstadt nach derzeitigem Stand auch keinen 'Tag der Sachsen' 2024 geben wird", heißt es aus dem Landtag

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"Einen 'Tag der Sachsen' zu stemmen, ist eine Mammutaufgabe, der sich immer weniger Städte stellen können und wollen", sagte die SPD-Politikerin Sabine Friedel (49). Die finanzielle Last und auch die personellen und logistischen Herausforderungen seien mittlerweile so groß, dass klassische Ausrichterstädte mit 15.000 bis 50.000 Einwohnern dreimal überlegen, sich überhaupt zu bewerben.

"Es ist längst überfällig, eine offene Diskussion darüber zu führen, ob und in welcher Form der Tag der Sachsen fortgeführt wird." Dennoch freue sich ihre Partei auf das Wochenende im Erzgebirge. "Wir werden mit einem Stand präsent sein und laden die Gäste des Festes ein, um mit uns über die Arbeit im Parlament ins Gespräch zu kommen."

Linken-Fraktionschef Gebhardt: "Ist die jährliche Durchführung noch zeitgemäß?"

Linken-Fraktionschef Rico Gebhardt (60) fragt sich, ob das Volksfest wirklich jedes Jahr ausgetragen werden muss. Zudem müsse die Finanzierung geklärt werden.
Linken-Fraktionschef Rico Gebhardt (60) fragt sich, ob das Volksfest wirklich jedes Jahr ausgetragen werden muss. Zudem müsse die Finanzierung geklärt werden.  © Thomas Türpe

Rico Gebhardt (60), Fraktionschef der Linken im Sächsischen Landtag, kann bei der diesjährigen Ausgabe als Heimspiel genießen - er stammt aus Schlema.

"Wir wissen, dass sich Vereine und Verbände darauf freuen, beim 'Tag der Sachsen' auch außerhalb ihres sonstigen Wirkungsbereichs vor einem größeren Publikum auftreten zu können. Trotzdem ist für uns die entscheidende Frage: Was soll mit dem 'Tag der Sachsen' erreicht werden? Daraus ergeben sich dann Antworten auf weitere Fragen: Ist die jährliche Durchführung noch zeitgemäß? Wer soll das Fest finanzieren?"

Solche prinzipiellen Fragen gelte es zu klären. Vielleicht sollte man auch darüber nachdenken, den "Tag der Sachsen" mit anderen Festen zusammenzulegen.

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Jörg Markert, Tourismusexperte der CDU, sieht im Zuspruch den besten Beleg für die Attraktivität des Festes. "Die Besucherzahlen zeigen, dass er alles andere als überholt ist. Der 'Tag der Sachsen' ist und bleibt ein Schmelztiegel der Regionen, der Vereine und der Kultur."

Bei der Ausrichtung vertraue man dem Kuratorium des Volksfestes, das den "Tag der Sachsen" seit Jahren immer weiter entwickelt habe. "Im Doppelhaushalt ist von jeher das Geld für die Ausrichtung eingeplant, aber es braucht auch Sponsoren und die Tatkraft der Ehrenamtlichen für so ein Fest."

Auch in der AfD will man das Fest nicht missen: "Es ist richtig, mit dem Tag der Sachsen unsere ländlichen Regionen zu stärken und Bürgernähe zu zeigen", hieß es aus der Fraktion.

"Tag der Sachsen" verschlingt viel Kohle!

Landtagspräsident Matthias Rößler (68) spricht sich für den "Tag der Sachsen" aus. Allerdings räumt er finanzielle Grenzen ein.
Landtagspräsident Matthias Rößler (68) spricht sich für den "Tag der Sachsen" aus. Allerdings räumt er finanzielle Grenzen ein.  © Kristin Schmidt

Landtagspräsident Matthias Rößler (68) sieht in dem Fest eine "wunderbare Bühne für die Vereine und Verbände, für das Ehrenamt und die große Vielfalt unserer Bürgergesellschaft". Es biete für die Ausrichterstadt stets die Möglichkeit, sich über ihre Region hinaus zu präsentieren.

Der Präsident räumt ein, dass es finanzielle Grenzen gibt. "Insgesamt stehen für den Tag der Sachsen 2023 etwa 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Wir müssen mit dem Geld der Steuerzahler und unserer Kommunen verantwortungsvoll umgehen, wir können nicht immer noch mehr draufsatteln."

Wie das Volksfest künftig ausgestaltet wird und welche Dimension es haben soll, werde das Kuratorium "Tag der Sachsen" beraten, sagte Rößler.

Das Fest findet seit 1992 an wechselnden Orten statt. Zur letzten Ausgabe 2019 in Riesa lockte es rund 310.000 Gäste an. Wegen Corona fiel es 2020 und 2021 aus. 2022 wäre die Stadt Frankenberg an der Reihe gewesen. Sie sagte die Party aber aus finanziellen Gründen ab. In Aue-Bad Schlema erwartet man nun 180.000 Besucher.

Titelfoto: dpa, Kristin Schmidt

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