Weltweit einmalig: Extrem hohe Strahlenbelastung in Schneeberg im Erzgebirge

Schneeberg - Wenn wir die Fenster aufreißen und die Bude mal richtig durchlüften, stellt uns das Wetter für diesen Service keine Rechnung. Die gründliche Durchlüftung der Stadt Schneeberg im Erzgebirge ist dem Freistaat aber mindestens 26,5 Millionen Euro wert. Dieses Wetterprojekt soll die Radon-Belastung für die Einwohner dauerhaft senken.

Das strahlende Edelgas soll außerhalb der Stadt ausströmen, wo es sich dann verflüchtigt.
Das strahlende Edelgas soll außerhalb der Stadt ausströmen, wo es sich dann verflüchtigt.  © Kristin Schmidt

Das radioaktive Edelgas ist nach dem Rauchen die häufigste Ursache für Lungenkrebs. Und die Belastung der Häuser von Schneeberg ist wohl weltweit einmalig.

Laut Strahlenschutzgesetz sind 300 Becquerel die Obergrenze, doch hier werden in den Spitzen über 100.000 Becquerel gemessen. Die mehrere Millionen teure Abdichtung der Häuser seit den 1990er-Jahren half nur wenig.

Seit einigen Wochen gibt es mehrere Baustellen - über und unter Tage. Ziel ist, die mehrere Kilometer langen Stollen unter der alten Bergstadt begehbar und entlüftbar zu machen.

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Luftbewegungen in den Gängen nennt der Bergmann Wetter. Und über das Wetterprojekt soll das Radon aus den Gruben an vier Stellen außerhalb der Stadt ausgeblasen werden, wo es sich dann verflüchtigt.

In den zahlreichen Stollen unter der Bergbaustadt Schneeberg sammelt sich Radon und dringt dann in die Häuser. Jetzt wird gelüftet.
In den zahlreichen Stollen unter der Bergbaustadt Schneeberg sammelt sich Radon und dringt dann in die Häuser. Jetzt wird gelüftet.  © Kristin Schmidt
Dazu müssen alte Schächte wieder geöffnet werden, damit man die unterirdischen Gänge stabilisieren kann.
Dazu müssen alte Schächte wieder geöffnet werden, damit man die unterirdischen Gänge stabilisieren kann.  © Kristin Schmidt

10 Jahre sollen die Arbeiten dauern

Etwa zehn Jahre sind für die Arbeiten an der riesigen Entlüftungsanlage eingeplant. Bernhard Cramer, Chef des sächsischen Oberbergamtes, ruft die Bevölkerung zur Kooperation auf - etwa für baubegleitende Messungen.

Auch nach der Fertigstellung kostet die Wetteranlage weiter Geld, man geht von 100.000 Euro pro Jahr aus.

Projektleiter Michael Kühn spricht von einer Ewigkeitslast: "Der Strom muss bezahlt und die Anlage gewartet werden."

Titelfoto: Kristin Schmidt

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