Dauerproblem Gaffer: "Wir warten schon drauf, dass auf der Gegenseite auch ein Unfall passiert"

Schwabach - Wenn irgendwo ein Unfall passiert, sind sie nicht weit: Gaffer. Wie Bergungsteams gehören sie schon fast zum Unfallgeschehen dazu.

Zwei Lkw-Fahrer sind auf der A6 schwer verletzt worden. Auf der Gegenspur zücken ihre Branchen-Kollegen das Handy und filmen die Bergungsarbeiten.
Zwei Lkw-Fahrer sind auf der A6 schwer verletzt worden. Auf der Gegenspur zücken ihre Branchen-Kollegen das Handy und filmen die Bergungsarbeiten.  © vifogra

Stefan Pfeiffer steht an der A6, und zuckt mit den Achseln: "Sie sehen diesbezüglich einen ziemlich verzweifelten Polizeibeamten vor sich stehen."

Der Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Feucht, zeigt sich machtlos: "Dieses Thema bewegt uns immer wieder. Wir wissen langsam wirklich nicht mehr, wie wir den Leuten Herr werden."

Schaulustige - oder weniger euphemistisch "Gaffer" genannt - behindern und stören regelmäßig nach Unfällen das eingesetzte Rettungspersonal.

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"Die Feuerwehrkräfte, die BRK-Kräfte und die Polizei versuchen, durch Schreien und Winken die Leute auf der Gegenspur zu bewegen, das zu lassen", so Pfeiffer. Aber wenn die nicht darauf reagieren, können die Beamten auch nicht viel machen: "Wir können definitiv nicht in den Gegenverkehr einsteigen. Damit würden wir uns gefährden - und alle anderen auf der Gegenfahrbahn auch."

Bei einem Unfall am Donnerstag auf der A6, bei dem nach einem Lastwagen-Unfall mehrere Personen schwer verletzt wurden, spielt sich das beinahe schon gewohnte Bild ab. Während die Einsatzkräfte versuchen, Leben zu retten und Trümmerteile zu beseitigen, kommt es auch auf der Gegenseite in Fahrtrichtung Heilbronn immer wieder zu stockendem Verkehr.

Allerdings hat das nur indirekt mit dem Lkw-Crash zu tun. "Der Rückstau ist ausschließlich durch Gaffen verursacht", sagt Pfeiffer knallhart.

Polizist zeigt Unverständnis: "Die Leute lernen's scheinbar nicht"

"Wir sehen jetzt wieder etliche Leute, die ihre Kameras raushalten und ihre Handys. Die Leute lernen's scheinbar nicht."

Während die einen versuchen, im Vorbeifahren von der anderen Autobahnseite aus das "ideale" Bild für ihre WhatsApp-Gruppen und Social-Media-Konten einzufangen, wächst die Sorge bei den Rettern: "Wir warten eigentlich schon darauf, dass auf der Gegenseite auch wieder ein Unfall passiert."

Immer wieder appellieren Rettungskräfte und Beamte an die Autofahrer, ein derartiges Verhalten zu unterlassen und sich auf ihren eigenen Straßenverkehr zu konzentrieren.

Titelfoto: vifogra

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