"Judensau"-Streit: Neue Infotafel am Regensburger Dom soll über einstige Hetze aufklären
Regensburg - Nach einem jahrzehntelangen Streit um die sogenannte "Judensau" am Regensburger Dom soll künftig eine neue Infotafel über die antisemitische Skulptur aufklären.
"Die Beteiligten haben gemeinschaftlich einen Weg der Auseinandersetzung mit diesem historischen Erbe gefunden, der als "Regensburger Weg" Vorbild für die Auseinandersetzung mit ähnlichen Schmähplastiken sein kann", sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (63, Freie Wähler) am Montag bei der Enthüllung.
"Die Skulptur soll alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass und Ausgrenzung vorzugehen", betonte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (61, CSU).
Die umstrittene Regensburger Steinskulptur stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist in mehreren Metern Höhe an der Fassade der Kathedrale zu sehen.
Die in Richtung des damaligen jüdischen Viertels gerichtete Darstellung zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Juden saugen.
Mit solchen Reliefs wurde im Mittelalter Hass gegen jüdische Mitbürger geschürt.
Mitte der "Nuller"-Jahre wurde bereits eine Textplatte angebracht
Nach Angaben der Stadt Regensburg gibt es in Europa an 48 Orten solche Schmähungen.
In Bayern betrifft dies auch die Kirche St. Sebald in Nürnberg und die Cadolzburg, ebenfalls in Mittelfranken.
Aufgrund der Diskussionen um die Regensburger "Judensau" wurde bereits Mitte der 2000er-Jahre eine Textplatte unterhalb der Skulptur angebracht. Die damalige Erläuterung wurde aber schon damals als unzureichend kritisiert.
Titelfoto: Armin Weigel/dpa