Schneemangel in Europa: Tourismus muss sich neu erfinden - oder er wird verschwinden

Straßburg/München - Der Wintertourismus muss sich nach Ansicht der Straßburger Geografieprofessorin Carmen de Jong (54) mehr auf die Folgen des Klimawandels einstellen.

Ohne Hilfsmittel geht nichts mehr: Mit Kunstschnee versuchen die Wintersport-Gebiete das Unvermeidliche hinauszuzögern.
Ohne Hilfsmittel geht nichts mehr: Mit Kunstschnee versuchen die Wintersport-Gebiete das Unvermeidliche hinauszuzögern.  © Angelika Warmuth/dpa

"Es gibt in Europa keine Skigebiete mehr, die schneesicher sind", sagte de Jong der Deutschen Presse-Agentur Straßburg. Das gelte auch für die Hochlagen der Alpen.

Schneesicher bedeute für sie, dass man zwischen dem 1. Dezember und Ende März jederzeit Skifahren könne.

Die Gegend dürfe dabei weder von Kunstschnee noch von Schnee abhängig sein, der per Lastwagen oder Hubschrauber transportiert werde.

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De Jong sagte, dass ungeachtet des Klimawandels versucht werde, die Skisaison noch zu verlängern.

Im Schwarzwald und in den Alpen prägen Wärme und Schneemangel die laufende Wintersportsaison. Oft ist es auch zu warm, um Kunstschnee zu produzieren.

"Ohne die Beschneiung mit Schneekanonen und Schneilanzen wäre kein Wintersport über eine längere Zeit hinweg mehr möglich", sagte die Hochschullehrerin mit Blick auf den Schwarzwald.

Winter könnten künftig noch kürzer und "löchriger" werden

Für Geografieprofessorin Carmen de Jong (54) kann man den Schneemangel nicht mehr verhindern, nur noch darauf reagieren.
Für Geografieprofessorin Carmen de Jong (54) kann man den Schneemangel nicht mehr verhindern, nur noch darauf reagieren.  © Christian Böhmer/dpa

Das gelte sowohl für höher gelegene Gebiete wie den Feldberg als auch für niedriger gelegene Gebiete wie Seibelseckle.

Falls sich der Trend fortsetze, erwarte sie, dass der Winter immer kürzer und "löchriger" werde. "Man kann die Wintersaison nicht als Erfolg definieren, wenn sie nicht durchgehend ist."

De Jong machte auf die Umweltauswirkungen von Speicherbecken aufmerksam, die für eine großflächige künstliche Beschneiung nötig seien. Das Wasser dafür komme häufig aus weiten Entfernungen, das Hochpumpen verursache hohe Energiekosten.

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"Die Speicherbecken in den Alpen mit Kapazitäten von bis zu 400.000 Kubikmetern sind überdimensioniert, da lokal nie genug Wasser zur Verfügung steht", sagte die Expertin für Hydrologie (Wasserkunde). Ein neuer Trend sei, sogar das Grundwasser anzuzapfen.

Der Bund Naturschutz in Bayern hatte bereits Ende November angesichts der Energiekrise an die Betreiber appelliert, auf den Einsatz von Schneekanonen ganz zu verzichten.

Die bayerische Staatsregierung solle keine weiteren Genehmigungen für den Betrieb erteilen, lautete eine weitere Forderung.

Frankreich mit Vorreiterrolle für Ganzjahres-Tourismus?

Dafür solle sich Bayern auch mit Österreich und der Schweiz abstimmen, um eine Lösung für den gesamten Alpenraum zu erzielen.

De Jong wies darauf hin, dass in Frankreich mancherorts bereits ein neuer Kurs eingeschlagen werde. Im südlich gelegenen Département Drôme solle beispielsweise nicht mehr in Kunstschnee investiert werden.

Grund dort sei vor allem der Schutz der Wasserressourcen. Stattdessen werde der Vier-Jahreszeiten Tourismus gefördert.

"Für diesen Tourismus sind viel weniger Investitionen nötig." Das könne sich lohnen - auch wenn Gäste im Sommer weniger Geld ausgeben.

Titelfoto: Montage: Angelika Warmuth/dpa + Christian Böhmer/dpa

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