Ringen um "Wassercent" in Bayern: Experten warnen vor Ausnahmen

München - Fachleute warnen vor zu vielen Ausnahmen bei der möglichen Einführung eines sogenannten Wassercents in Bayern. Gleichzeitig wurden in einer Expertenrunde auf Einladung der Grünen am Donnerstag Zweifel laut, ob eine solche Gebühr für die Wasserentnahme Unternehmen und Bevölkerung zu einem sparsamen Umgang mit Wasser anregen würde.

Mit dem Wassercent will man Unternehmen zum sparsamen Umgang mit Wasser anregen. Experten haben aber Zweifel an der Lenkungswirkung der Maßnahme.
Mit dem Wassercent will man Unternehmen zum sparsamen Umgang mit Wasser anregen. Experten haben aber Zweifel an der Lenkungswirkung der Maßnahme.  © Fredrik von Erichsen/dpa

"Wir zweifeln insbesondere die angestrebte Lenkungswirkung hin zu einem sorgsameren Umgang mit den Wasserressourcen an", sagte Ann-Kathrin Behnisch vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft im Landtag in München.

Die Experten aus Wissenschaft, von Verbänden und Verbraucherschutz nahmen zu einem Entwurf der Grünen für ein "Wassersicherungsgesetz" Stellung. Ein Kernpunkt: Unternehmen sollen künftig einen Euro pro Kubikmeter Wasser zahlen, wenn sie Tiefenwasser abpumpen - für oberflächennahes Grundwasser sollen es acht Cent sein.

Dies sei in den meisten Bundesländern bereits Praxis, betonen die Grünen. Die Gebühr soll einen Anreiz für gewerbliche Wasserabnehmer bieten, Wasser zu sparen. Grundsätzlich wurde der Gesetzentwurf von allen Experten begrüßt - sie meldeten aber Verbesserungsbedarf an.

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Auch Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) hat die Einführung eines "Wassercents" angekündigt - aber nun erst für die nächste Legislaturperiode. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (45) kritisierte, dass die Koalition dies immer wieder verschoben habe.

"Wassercent": "Es soll nicht eine Abgabe sein, die irgendwo im Staatshaushalt versickert"

Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (45, r.) kritisiert die Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) für die Aufschiebung der Maßnahme.
Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann (45, r.) kritisiert die Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) für die Aufschiebung der Maßnahme.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa + Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Montage)

Um eine Anreizfunktion zum Wassersparen zu schaffen, müsse man das Wasserentnahmeentgelt für alle Nutzer erheben, sagte Professor Jörg Drewes von der Technischen Universität München. Behnisch betonte, es dürften keine "intensive Wassernutzer, wie die Landwirtschaft, durch Ausnahmen privilegiert werden".

Christine Margraf von BUND Naturschutz in Bayern sieht eine von den Grünen geplante Ausnahme vom "Wassercent" für die Wasserkraftnutzung kritisch.

"Gerade Wasserkraftanlagen zerstören wertvolle und artenreiche Lebensräume", betonte die Expertin. Ein Entgelt dafür sollte aus ihrer Sicht zwingend sein.

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Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann erklärte: "Was klar bei uns in dem Entwurf drinsteht, ist, dass das Geld für den Trinkwasserschutz ausgegeben wird. Es soll nicht eine Abgabe sein, die irgendwo im Staatshaushalt versickert."

Laut Gesetzentwurf sollen die Einnahmen wieder in den Wasserkreislauf investiert werden, wie beispielsweise in die Sanierung von Grundwasserkörpern.

Titelfoto: Fredrik von Erichsen/dpa + Karl-Josef Hildenbrand/dpa + Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Montage)

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