Neuerungen nicht umzusetzen! Verband der Kita-Fachkräfte geht auf die Barrikaden

München - Der Verband der Kita-Fachkräfte in Bayern hat die neue Linie des Sozialministeriums scharf kritisiert, in Kindereinrichtungen bewusst auf Qualität bei der Bildung zu verzichten.

Kinder bis zum Alter von vier Jahren sollen auch von nicht ausgebildetem Personal in sogenannten Einstiegsgruppen betreut werden.
Kinder bis zum Alter von vier Jahren sollen auch von nicht ausgebildetem Personal in sogenannten Einstiegsgruppen betreut werden.  © Jens Büttner/dpa

Der Verband appellierte an alle Kita-Träger, die Neuerungen nicht umzusetzen. Sozialministerin Ulrike Scharf (54, CSU) hatte angekündigt, wegen des Fachkräftemangels bei der Bildung kleiner Kinder bewusst Abstriche zu machen.

So können im aktuellen Kindergartenjahr etwa Kinder bis zum Alter von vier Jahren auch von nicht ausgebildetem Personal in sogenannten Einstiegsgruppen betreut werden.

"Wir sind überzeugt, dass die Neuerungen das Kindeswohl, die Aufsichtspflicht und das Bildungsrecht nun noch mehr gefährden", heißt es in der Stellungnahme des Verbandes.

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"Eltern müssen nun wissentlich in Kauf nehmen, dass ihre Kinder viel Zeit während ihrer wichtigsten und äußerst sensiblen Entwicklungsphase in Einrichtungen verbringen, die keine ausreichende Qualität sichern können", kritisiert der Verband weiter. Der Fokus der Regierung scheine darauf zu liegen, Eltern um jeden Preis zu ermöglichen, berufstätig zu sein.

Sozialministerin Scharf wies die Kritik zurück. "An dem Regelbetrieb in den Kitas ändert sich nichts, die Modellprojekte beschränken sich auf Maßnahmen im Bereich der Mini-Kitas, der Großtagespflege und der neuen Einstiegsgruppen", betonte sie.

Ziel der Maßnahmen sei es, die Handlungsfähigkeit der Kommunen zu wahren und die Chance auf eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung zu eröffnen.

CSU-Ministerin: Entwicklungen waren nicht absehbar

"In Zeiten steigender Energiekosten und einer hohen Inflation werden Eltern künftig mehr arbeiten und entsprechend längere Buchungszeiten in Anspruch nehmen müssen. Das können wir nicht ignorieren", schrieb Scharf in einem Antwortbrief an den Verband. "Und diese Entwicklungen waren selbst mit der differenziertesten Jugendhilfeplanung nicht absehbar."

Die Ministerin forderte den Verband auf, gemeinsam mit dem Freistaat und den Kommunen um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas zu werben. "Mit Ihrer Verbandsarbeit tragen Sie maßgeblich dazu bei, wie das Berufsfeld in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird", schrieb Scharf an ihre Kritiker.

"Hier erwarte ich auch von Ihnen als Fachkraft-Verband, dass Sie das große Ganze im Blick behalten und helfen, es richtig einzuordnen", so die CSU-Politikerin.

Titelfoto: Jens Büttner/dpa

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