Zahl der Ärzte auf Rekordhoch: Warum wird trotzdem vor Mangel gewarnt?

München – Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Bayern hat vergangenes Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Die Landesärztekammer warnt dennoch weiterhin vor einem Ärztemangel. Wie kann das sein?

Viele Ärzte in Bayern arbeiten in Teilzeit. Deshalb sollte es für einen Mediziner, der aus dem Beruf ausscheidet, idealerweise zwei Nachwuchskräfte geben.
Viele Ärzte in Bayern arbeiten in Teilzeit. Deshalb sollte es für einen Mediziner, der aus dem Beruf ausscheidet, idealerweise zwei Nachwuchskräfte geben.  © Peter Kneffel/dpa

Der Anstieg um rund 1,3 Prozent innerhalb eines Jahres auf 69.566 berufstätige Mediziner reiche nicht aus, um eine bestmögliche Versorgung der Patienten zu sichern, sagte der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Gerald Quitterer, der Deutschen Presse-Agentur.

Er fordert deshalb deutlich mehr Medizinstudienplätze und bessere Förderprogramme vor allem für Hausarztpraxen.

Es sei nur ein scheinbarer Widerspruch, dass es trotz steigender Arztzahlen einen Ärztemangel gebe, sagte Quitterer. Denn weit mehr Nachwuchsmediziner als früher wollen nicht in einer eigenen Praxis selbstständig arbeiten, sondern sie entscheiden sich für eine Anstellung.

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Der Anteil der angestellten Ärztinnen und Ärzte in Praxen macht in Bayern inzwischen fast ein Drittel aus. Viele von ihnen arbeiteten in Teilzeit, erklärte der Ärztepräsident. Deshalb sollte es für einen Mediziner, der aus dem Beruf ausscheidet, idealerweise zwei Nachwuchskräfte geben, sagte er.

Entsprechend müsse die Zahl der Medizinstudienplätze deutlich ausgeweitet werden, forderte Quitterer.

Zahl der Hausärzte bereitet Sorgen in Bayern

Ein Schild an einer Hauswand weist auf den Eingang einer Arztpraxis hin. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Bayern hat vergangenes Jahr einen neuen Rekordwert erreicht.
Ein Schild an einer Hauswand weist auf den Eingang einer Arztpraxis hin. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Bayern hat vergangenes Jahr einen neuen Rekordwert erreicht.  © Peter Kneffel/dpa

Sorge bereitet dem Ärztepräsidenten vor allem die Entwicklung bei den Hausärzten. Ihre Zahl ist zwar nach Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in den vergangenen zehn Jahren um rund drei Prozent gestiegen. Damit liegt der Anstieg bei den Hausärzten aber deutlich unter dem Zuwachs bei den Arztzahlen insgesamt, der sich innerhalb eines Jahrzehnts auf 18 Prozent summiert.

Mit verschiedenen Förderprogrammen würden in Bayern zwar rund 700 Hausärztinnen und Hausärzte unterstützt, sagte Kammerpräsident Quitterer, doch die Förderung müsse noch weiter ausgebaut werden, forderte er.

Das bayerische Gesundheitsministerium betont gleichzeitig, von den insgesamt 204 Arzt-Planungsbereichen in Bayern gebe es lediglich in vier offiziell eine Unterversorgung mit Hausärzten.

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Allerdings drohe in 23 weiteren Planungsbereichen eine solche Unterversorgung. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (58, CSU) verweist darauf, dass die Staatsregierung in den vergangenen zehn Jahren mehr als 70 Millionen Euro für Arzt-Förderprogramme ausgegeben habe.

Außerdem werde Bayern in der nächsten Zeit 2700 neue Medizinstudienplätze schaffen und damit bundesweit eine Vorreiterrolle übernehmen, erklärt Holetschek.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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