Fragwürdiger Brauch auf Insel: Männer schlagen Frauen und alle finden das in Ordnung

Borkum - Jagd auf Frauen, Angst und Erniedrigung – alles unter dem Deckmantel der "Tradition". Trotz freiwilliger Teilnahme der Inselbewohner bleibt das Fest für Außenstehende weitgehend verborgen, da Presse und Berichterstattung nicht erwünscht sind.

Am 5. Dezember findet auf Borkum das "Klaasohm"-Fest statt.
Am 5. Dezember findet auf Borkum das "Klaasohm"-Fest statt.  © Sina Schuldt/dpa

Jedes Jahr am 5. Dezember findet auf der Nordseeinsel Borkum das Fest "Klaasohm" statt.

In einer Panorama-Reportage des NDR begleiten Reporter den Feiertag. Sechs Männer verkörpern dabei die Fabelwesen "Klaasohms". Sie tragen Fellmasken, Gewänder und Kunsthörner und werden von einem Mann in Frauenkleidern, dem sogenannten Wiefke, sowie den Fängern begleitet.

Was harmlos beginnt, wenn die Gruppe durch die Straßen zieht und mit der Inselgemeinschaft feiert, endet in einer brutalen "Tradition". Man geht auf die Jagd nach jungen Frauen. Wenn man eine gefunden hat, wird sie festgehalten und von den "Klaasohms" - unter dem Beifall des umstehenden Publikums - auf den Hintern geschlagen.

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Die Frauen wissen, was an diesem Tag passieren kann, nehmen aber offenbar freiwillig an dem Fest teil.

Trotzdem berichten einige Opfer anonym über ihre Erfahrungen: "Ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach unglaubliche Schmerzen, habe geweint und war gleichzeitig wütend auf mich selbst. Ich dachte: Warum tue ich mir das an? Warum bin ich mitgelaufen?"

Nach der Prozedur hatte eine Betroffene laut eigenen Angaben blaue Flecken vom Steißbein bis zur Kniekehle.

"Klaasohm" wird am 5. Dezember auf Borkum gefeiert

Die Insel, auf der das Fest gefeiert wird, liegt in der Nordsee und ist die westlichste und größte der Ostfriesischen Inseln.
Die Insel, auf der das Fest gefeiert wird, liegt in der Nordsee und ist die westlichste und größte der Ostfriesischen Inseln.  © Sina Schuldt/dpa

Doch warum kennt fast niemand diesen brutalen Brauch?

Ganz einfach: Presse und Berichterstattungen in sozialen Medien sind strikt unerwünscht. Bereits vor 30 Jahren wurden Journalisten teils aggressiv von den Feierlichkeiten vertrieben.

"Der Klaasohm mag das nicht. Damit das Klaasohmfest den Borkumern als höchster Feiertag und identitätsstiftendes Fest erhalten bleibt, muss der Bekanntheitsgrad gering gehalten werden. Diese Aufgabe beschäftigt den Verein Borkumer Jungens e.V. seit 1830 konstant. Bitte erweise deinen Respekt und verbreite nichts", heißt es in einem vom Veranstalter aufgehängten Flyer.

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Sogar der Borkumer Bürgermeister kritisiert die Berichterstattung. In einer E-Mail äußerte er: "Das Klaasohmfest ist ein traditionelles Fest [...], das sich, wie viele regionale Traditionen, Auswärtigen nicht ohne Weiteres erschließt. Daher wird es nicht beworben und wir unterstützen die Erwähnung in den Medien nicht."

Der Brauch, der auf eine alte Walfänger-Tradition zurückzuführen ist, scheint dennoch umstritten. Laut Polizei gab es in den vergangenen fünf Jahren keine Anzeigen in diesem Zusammenhang.

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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