"Der Bedarf steigt": Telefonseelsorge vor allem nachts gefragt

Hannover - Anrufer benötigen meist mehrere Versuche, um bei der Telefonseelsorge in Niedersachsen durchzukommen. "Nach unserer Beobachtung ist der Bedarf weiterhin hoch und vielleicht sogar gestiegen", sagte Daniel Tietjen, Beauftragter für Telefonseelsorge der hannoverschen Landeskirche der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge nimmt ein Telefonat an. Die Nachfrage nach Angeboten der Telefonseelsorge ist gestiegen. (Symbolbild)
Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge nimmt ein Telefonat an. Die Nachfrage nach Angeboten der Telefonseelsorge ist gestiegen. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

"Das Thema Einsamkeit beschäftigte uns schon vor 2019 sehr, durch die Pandemie wurde es noch verstärkt", so Tietjen. Betroffen seien alle Altersgruppen, auch in der Stadt.

In jüngster Zeit erfahren die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger laut Tietjen vermehrt von Sorgen und Ängsten, weil Menschen keine Hilfe bei gesundheitlichen Problemen finden, zum Beispiel Schwierigkeiten haben, einen Arzt- oder Therapeuten-Termin zu bekommen.

Das Gesprächsangebot unter strenger Wahrung der Anonymität steht sieben Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung. Die Nummern lauten 0800 1110111, 0800 1110222 und 116 123. Es gibt auch unter www.telefonseelsorge.de ein Chat- und ein Mail-Angebot.

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"Bei den Chats sind unsere eingestellten Termine meist sofort weg", sagte Tietjen. Sie seien wie die Telefongespräche vor allem nach 17 Uhr oder nachts gefragt.

In den Chats würden häufig Themen angesprochen, für die man vielleicht am Telefon keine Worte finde, etwa sexueller Missbrauch. In rund 20 Prozent der Chats gehe es um eigene Suizidgedanken und Sorgen um suizidgefährdete Angehörige.

Ehrenamtliche durchlaufen zweijährige Ausbildung

Gerade in der Weihnachtszeit fühlen sich vermehrt Menschen einsam.
Gerade in der Weihnachtszeit fühlen sich vermehrt Menschen einsam.  © Michael Kappeler/dpa

Die rund 400 Ehrenamtlichen nehmen die Anrufe nicht zu Hause entgegen, sondern in den Telefonseelsorgestellen in der Region Elbe-Weser, Soltau, Göttingen, Wolfsburg, Osnabrück und Hannover. Sie durchlaufen zuvor eine zweijährige Ausbildung und bekommen regelmäßig Supervision.

Dass sie dieses Ehrenamt ausüben, dürfen sie, auch zu ihrem eigenen Schutz, auch im Freundeskreis nicht erzählen.

In den sechs Stellen wurden in diesem Jahr insgesamt rund 46.000 Telefongespräche geführt. Hinzu kamen 3500 Chats sowie 1800 Kontakte per Mail. Im Vorjahr waren es knapp 48.000 Telefonate. "Auch wir hatten es mit teils längeren Erkrankungen von Mitarbeitenden zu tun", sagte Koordinator Tietjen, der zudem hauptamtlicher Leiter der Stelle Elbe-Weser ist.

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Vor diesem Hintergrund sei das Engagement der Ehrenamtlichen und die Zahl von 46.000 Telefongesprächen beachtlich.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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