Deutsche Schüler mit KZ-Kinderoper in Riga, Gedenken an Pogromnacht

Riga/Wülfrath - Besondere Aufführung in Lettland: Ein Schülerensemble des städtischen Gymnasiums Wülfrath ist in der jüdischen Gemeinde in Riga mit einer Kinderoper aufgetreten, die einst Kinder im KZ Theresienstadt aufgeführt hatten.

Schüler des Orchesters und des Chors des Gymnasiums Wülfrath bei der Aufführung im jüdischen Gemeindezentrum in Riga (Lettland).
Schüler des Orchesters und des Chors des Gymnasiums Wülfrath bei der Aufführung im jüdischen Gemeindezentrum in Riga (Lettland).  © Alexander Welscher/dpa

55 Schüler und Lehrer der Schule aus Nordrhein-Westfalen brachten das märchenhafte Werk "Brundibár", in der es um Solidarität und den Sieg über das Böse geht, am Dienstagabend auf die Bühne.

Mit der Aufführung am Vorabend des Jahrestags der antisemitischen Pogromnacht vom 9. November 1938 sollte der im Holocaust ermordeten Kinder gedacht werden.

Die 1939 komponierte Oper "Brundibár" stammt von dem tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krása (1899-1944) und wurde mehr als 50 Mal im Ghetto Theresienstadt aufgeführt. Sie sollte den gefangenen Kindern ein Stück Normalität und Freude zurückgeben.

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Doch bereits während der Aufführungen, von denen Ausschnitte auch für einen NS-Propagandafilm über Theresienstadt verwendet wurden, wurden Mitwirkende weiter in Vernichtungslager deportiert.

Riga war ein Zielort der ersten Transporte aus Theresienstadt.

Schulleiter Joachim Busch spricht von "großer Ehre und Freude"

Die 1939 komponierte Oper "Brundibár" stammt von dem tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krása (1899-1944).
Die 1939 komponierte Oper "Brundibár" stammt von dem tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krása (1899-1944).  © Alexander Welscher/dpa

"Obwohl es sich bei Brundibár einerseits um von Massenmördern missbrauchte Musik handelt, verdeutlicht ihr Überdauern bis in unsere Zeit anderseits den Sieg der Menschlichkeit über die Unmenschlichkeiten der Nazis", sagte eine Zehntklässlerin auf der Bühne vor der Aufführung.

Unter den rund 200 Zuschauern waren neben Schülern der jüdischen Schule in Riga und Angehörigen der jüdischen Gemeinde auch der deutsche Botschafter in Lettland, Christian Heldt, und Vertreter der Botschaften von Israel und Tschechien.

"Die Aufführung war etwas sehr Besonderes und so berührend", sagte Gita Umanovska, Direktorin des Dachverbands der jüdischen Gemeinden in Lettland, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Riga im Anschluss an die rund 40-minütige Oper.

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Schulleiter Joachim Busch sprach von einer "großen Ehre und Freude", mit dem Projekt des Orchesters und Chors des Gymnasiums von der jüdischen Gemeinde nach Riga eingeladen worden zu sein.

Dies sei "für uns alle, aber ganz besonders für die jugendlichen Menschen hier ein enormes Symbol der Verbundenheit", sagte der selbst auch in der Inszenierung mitwirkende Pädagoge.

Titelfoto: Alexander Welscher/dpa

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