Missbrauchsfall Lügde: Opfer aus NRW warten noch immer auf ihre Entschädigung

Münster/Lügde - Fast drei Jahre nach dem Urteil im Missbrauchskomplex Lügde haben die in Nordrhein-Westfalen lebenden Opfer und Eltern noch keine Entschädigungszahlungen bekommen.

Auf dem Campingplatz Eichwald in Lügde im Kreis Lippe wurden Kinder hundertfach missbraucht.
Auf dem Campingplatz Eichwald in Lügde im Kreis Lippe wurden Kinder hundertfach missbraucht.  © Guido Kirchner/dpa

Erste Entscheidungen darüber seien nach aktuellem Stand im Herbst zu erwarten, teilte ein Sprecher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) am Dienstag mit.

Bei gut einem Drittel der 30 Fälle scheitert es demnach noch an Rückmeldungen der Antragsteller, die weiteren Fälle seien noch in der "administrativen und medizinischen Sachverhaltsaufklärung". Zuvor hatten das "Westfalen-Blatt" und der NDR berichtet.

In Lügde (Kreis Lippe) an der Grenze zu Niedersachsen waren Kinder über Jahre Opfer von schwerster sexueller Gewalt geworden. Das Landgericht Detmold verurteilte 2019 mehrere Täter zu hohen Haftstrafen mit anschließender Sicherungsverwahrung.

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Laut LWL haben Opfer und unter gewissen Voraussetzungen auch Eltern Anspruch auf Entschädigung. Die Anträge müssen demnach im Einzelfall geprüft werden. Das LWL greift auch auf Ermittlungsakten zurück.

Diese stellten aber nicht die Opfer in den Mittelpunkt, Informationen müssten daher teils kleinteilig und zeitintensiv recherchiert werden, hieß es.

Opferentschädigungsgesetz verlangt den Nachweis des Schadens

In gut einem Drittel der Fälle gestalte sich zudem die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Antragstellern äußerst anspruchsvoll. Für die Betroffenen handle es sich um eine sensible, schambesetzte und oftmals erschütternde Thematik.

Leider verlange das Opferentschädigungsgesetz (OEG) nicht nur den Nachweis der Gewalttat, sondern auch den des Schadens. Betont wurde, dass keine der beteiligten Behörden und Institutionen den Opfern ihre Entschädigung vorenthalten möchte.

In Niedersachsen haben laut dem dortigen Sozialministerium alle 13 dort gemeldeten Opfer Anträge gestellt. Sieben sind demnach noch in Bearbeitung, sechs haben eine Entschädigung bewilligt bekommen.

Titelfoto: Guido Kirchner/dpa

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