NRW-Schulbücher: Kein intendierter Antisemitismus, aber Studie sieht anderes Problem
Düsseldorf - Eine Studie zur Darstellung des Judentums in nordrhein-westfälischen Schulbüchern hat keinen beabsichtigten Antisemitismus, aber Stereotype zutage gefördert.

Ein pauschales Urteil sei nicht möglich, heißt es in dem am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags vorgestellten Abschlussbericht. "Sehr guten" Darstellungen der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion stünden einige "problematische Befunde" teils in ein und demselben Schulbuch gegenüber.
"Wir sind auf keinen intendierten Antisemitismus, also keine offene Judenfeindschaft in den Schulbüchern gestoßen", sagte Dirk Sadowski vom Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI).
"Das wäre auch skandalös gewesen." Aber Antisemitismus äußere sich nicht nur offen, sondern könne sich auch oft unbewusst und sehr subtil äußern. "Er ist latent in unserer Gesellschaft vorhanden."
So finde man in NRW-Schulbüchern stereotype Überzeichnungen wie etwa bei der Darstellung des Judentums im Mittelalter, wo als "Hauptberuf" den Juden der Geldverleih gegen Zins zugeschrieben werde, oder auch bei der Rolle Israels im Nahost-Konflikt.
Die Studie war nach einer Schulbuch-Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland 2018 noch von dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (61, CDU) in Auftrag gegeben worden.
252 Schulbücher überprüft: NRW als bundesweiter Vorreiter
Insgesamt wurden 252 NRW-Schulbücher aus verschiedenen Fächern von Geschichte über Geografie bis zu Politik und Religion in beiden Sekundarstufen auf ihre Inhalte geprüft.
Zentralratspräsident Josef Schuster begrüßte es, dass Nordrhein-Westfalen als erstes Land eine ausführliche Studie zu dem Thema vorlege.
"Die Ergebnisse decken sich mit unseren Wahrnehmungen auch von Lehrbüchern der anderen Länder und es gilt nun, schnellstmöglich Korrekturen vorzunehmen", sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa