Tödliche Schüsse auf 16-Jährigen durch Polizisten: Gerichtstermin erst in Monaten?

Dortmund - Im Fall des in Dortmund von einem Polizisten erschossenen 16-Jährigen dauert es wohl noch eine Weile, bis darüber vor Gericht verhandelt wird.

Im Fall um tödliche Polizeischüsse in Dortmund hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen fünf Polizisten erhoben.
Im Fall um tödliche Polizeischüsse in Dortmund hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen fünf Polizisten erhoben.  © Markus Wüllner/ Video-Line TV /dpa

"Wir reden eher von Monaten als von Wochen", realistisch sei ein Beginn in der zweiten Jahreshälfte, sagte die Sprecherin des Dortmunder Landgerichts, Nesrin Öcal. Grund ist demnach ein recht voller Terminplan der Schwurgerichtskammer, die sich mit dem Fall befassen würde, sollte die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werden.

Die Kammer verhandelt laut Öcal in nächster Zeit über viele Haftsachen - also über Fälle, in denen Angeklagte in Untersuchungshaft sitzen. Diese würden vorrangig behandelt. Von den fünf Beamten, die im Zusammenhang mit dem für den Jugendlichen tödlichen Einsatz angeklagt wurden, ist aber keiner in U-Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte Mitte Februar Anklage erhoben. Dem Schützen wird Totschlag vorgeworfen. Drei Polizisten wurden wegen gefährlicher Körperverletzung, der Dienstgruppenleiter wegen Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung angeklagt.

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Landgerichtssprecherin Öcal sagte, die Entscheidung, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werde und es zu einem Prozess komme, sei noch nicht getroffen.

Rechtsanwalt betont: "Polizisten wollten ihn vom Selbstmord abhalten!"

Ein Polizist schoss am 8. August 2022 mit einer Maschinenpistole auf den 16-jährigen Flüchtling aus dem Senegal. Er starb im Krankenhaus.
Ein Polizist schoss am 8. August 2022 mit einer Maschinenpistole auf den 16-jährigen Flüchtling aus dem Senegal. Er starb im Krankenhaus.  © Gregor Bauernfeind/dpa

Der jugendliche Flüchtling aus dem Senegal soll am 8. August gedroht haben, sich mit einem Messer umzubringen. Polizisten setzten Taser und Pfefferspray ein, schließlich erschoss ein Polizist den 16-Jährigen mit einer Maschinenpistole.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft war bereits der Einsatz von Taser und Pfefferspray unverhältnismäßig.

Rechtsanwalt Michael Emde, der den Dienstgruppenleiter vertritt, betonte: "Die Polizisten wollten ihn in erster Linie vom Selbstmord abhalten."

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Der Einsatzleiter entschied demnach, Polizisten in Zivil hinzuzuziehen, um eine möglicherweise traumatisierte Person nicht weiter zu beunruhigen. Die Situation am Einsatzort sei - wie von der Staatsanwaltschaft angegeben - zwar zunächst statisch gewesen.

"Aber innerhalb von Bruchteilen von Sekunden kann daraus eine dynamische Situation werden", sagte er.

Titelfoto: Markus Wüllner/ Video-Line TV /dpa

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