Havarie auf der Nordsee: Fähre mit Kleinkindern an Bord in Seenot

Norden - Dramatische Szenen auf der Nordsee! Während am Freitag Sturm "Ulf" über Norddeutschland hinwegfegte, geriet eine Fähre vor Norddeich in Ostfriesland in Seenot.

Seenotrettungsboote sind mit etwa zehn Metern Länge kompakt und werden von Freiwilligen bemannt. (Archivbild)
Seenotrettungsboote sind mit etwa zehn Metern Länge kompakt und werden von Freiwilligen bemannt. (Archivbild)  © Sina Schuldt/dpa

Der gefährliche Vorfall ereignete sich gegen 18.10 Uhr, teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit. Die kleine Schnellfähre "Töwi II" war mit zwölf Menschen an Bord auf dem Weg von Norddeich/Norden nach Juist.

Doch nach etwa einem Kilometer Fahrt machte der Außenbordmotor schlapp. Der Sturm hatte zwar bereits nachgelassen, doch der Wind wehte weiter mit der Stärke 8, das sind bis zu 74 km/h Windgeschwindigkeit.

Dadurch wurde das Boot auf die gefährlichen Steine des östlichen Leitdamms vor der Norddeicher Hafeneinfahrt gedrückt. Dort steckte es fest und drohte beschädigt zu werden. Zu dem Zeitpunkt befanden sich zwei Besatzungsmitglieder und zehn Passagiere – darunter zwei Kleinkinder – auf der Fähre.

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Zuerst versuchte ein Schwesterboot die "Töwi II" freizuschleppen. Der Versuch scheiterte und es kam zum Unfall.

Beide Fähren stießen zusammen und wurden beschädigt. Glücklicherweise konnte kurz darauf das Schwesterboot Norddeich aus eigener Kraft erreichen.

Sturm drückte Fähre immer wieder auf die gefährlichen Steine

Die Seenotretter konnten die "Töwi II" aus ihrer gefährlichen Lage befreien.
Die Seenotretter konnten die "Töwi II" aus ihrer gefährlichen Lage befreien.  © Die Seenotretter/Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger/dpa

Gegen 18.30 Uhr traf das Seenotrettungsboot "Otto Diersch" mit seiner Freiwilligen-Besatzung ein.

"Es war schon fast dunkel. Die See schlug ständig über die beiden Leitdämme hinweg, dazwischen standen etwa anderthalb Meter Welle. Wir mussten uns äußerst vorsichtig an den Havaristen herantasten", sagte Bootsführer Richard Kölber laut DGzRS-Mitteilung. Auch für die Seenotretter war es eine gefährliche Situation.

Kölber drehte die "Otto Diersch" mit dem Bug in den Wind, das Heck zeigte zum Leitdamm. So hätte sich das Seenotrettungsboot notfalls selbst schnell aus der Gefahrenzone bringen können.

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"Bis zu den Steinen waren es nur etwa zwei Bootslängen - bei diesem starken Wind ist das praktisch nichts", sagte der erfahrene Bootsführer. Durch den starken Seegang gelang es erst im vierten Anlauf, eine Leinenverbindung zur Fähre herzustellen. Der Sturm hob die "Töwi II" immer wieder aus dem Wasser und drückte sie auf die Steine. Daher war Eile geboten.

Den Seenotrettern gelang es schließlich, die Fähre aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien. Zwar war das Boot beschädigt, doch Wasser drang nicht ein. Das Seenotrettungsboot schleppte den Havaristen nach Norddeich.

Es gab glücklicherweise keine Verletzten. Fahrgäste und Crew kamen mit dem Schrecken davon. Der alarmierte Rettungswagen wurde nicht benötigt.

Titelfoto: Die Seenotretter/Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger/dpa

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