"Das wird zum Desaster!" Baut Edeka auf dem "Alten Friedhof" in Lützen?

Von Anke Brod

Lützen - Das Gerangel um den Standort eines Edeka-Neubaus in Lützen (Burgenlandkreis) ist groß: Nachdem letzten Dienstag mehr als 100 Bürger vor dem städtischen Rathaus gegen die aktuell hierfür vorgesehene Stelle in der Schloßstraße ("Alter Friedhof") protestiert hatten, benennt Stadträtin Dorothee Berthold (69, parteilos, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) nun die konkreten Einwände und zeigt Alternativen auf.

Sollte der Edeka-Neubau in die Schloßstraße kommen, wäre am "Alten Friedhof" ein kleiner Park weg. Außerdem sollen dort noch Gebeine liegen.
Sollte der Edeka-Neubau in die Schloßstraße kommen, wäre am "Alten Friedhof" ein kleiner Park weg. Außerdem sollen dort noch Gebeine liegen.  © Anke Brod

Nachdem die Geschäftsführung des Edeka-Marktes an der Gustav-Adolf-Straße 32 im Norden Lützens vor rund zwei Jahren die räumliche Erweiterung angekündigt hatte, stand zeitgleich zu den Umzugsplänen der städtischen Kindertagesstätte "Spielhaus" in der Schloßstraße die Idee im Raum, Edeka könne dann dort bauen.

Inzwischen gibt es dafür sogar einen vom Lützner Rat beschlossenen Bebauungsplan-Entwurf. Die Kita wechselt ihrerseits demnächst in einen ökologischen Rund-Neubau in der Schweßwitzer Straße 5.

Bedenken gegen einen Edeka-Neubau in der Schloßstraße mit 1800 Quadratmetern Verkaufsfläche gibt es laut Berthold viele. "Wir brauchen im Süden der Stadt keinen dritten Einkaufsmarkt", sagt sie. Es gebe hier bereits Norma und Netto. Zwei Drittel der Einwohner, darunter viele Ältere, lebten ohnehin im Norden. "Genau hier ist weiterhin ein Supermarkt vonnöten", so der Tenor.

Es sei zudem grober Naturfrevel, wolle man die 51 Bäume auf der Grünfläche an der Schloßstraße einem versiegelten Kundenparkplatz mit 90 Stellplätzen opfern, mahnt sie. Zwar müssten zum Naturausgleich per Gesetz anderweitig Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Doch das nütze dem Stadtklima und streng geschützten Arten wie Fledermaus oder Ölkäfer an dieser Stelle nichts mehr!

Zwei Stieleichen in dem Park stünden überdies unter Naturschutz.

Alternativ-Standorte für Edeka

Auch ein Mahnmal zum Gedenken an die Verfolgten des Naziregimes steht in dem kleinen Park an der Schloßstraße.
Auch ein Mahnmal zum Gedenken an die Verfolgten des Naziregimes steht in dem kleinen Park an der Schloßstraße.  © Anke Brod

Auch das später am "Alten Friedhof" vermutete hohe Verkehrsaufkommen ist vielen Bürgern ein Dorn im Auge. "Das wird zum Desaster", bringt es Berthold auf den Punkt. Nicht zuletzt sei hier der Knotenpunkt vierer Straßen.

Das würde nicht nur für Besucher des Vereins "Jugend und Technik" direkt gegenüber oder die des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) gefährlich. Auch die Tafel-Kunden an der Ecke betreffe es - vom Autolärm für die Anwohner ganz zu schweigen.

Um dies alles zu klären, hat Dorothee Berthold noch im Februar einen Termin beim Umweltamt des Burgenlandkreises.

Es gebe durchaus Alternativ-Standorte für den Edeka-Neubau, meint die Stadträtin und nennt das Feld neben dem Sonderpostenmarkt Wreesmann an der Gustav-Adolf-Straße. Doch wolle der Edeka-Betreiber wohl lieber im Süden Lützens bauen.

Das Lebensmittelgeschäft könne aber auch an seiner bisherigen Adresse bleiben und vielleicht das Areal um den angrenzenden Getränkemarkt dazu erwerben.

Seniorentreff statt Supermarkt?

Laut der Lützner Stadträtin Dorothee Berthold (69, Grüne) hielt ein Landwirt das Feld neben dem Lützner Sonderpostenmarkt Wreesmann zum möglichen Ankauf der Fläche durch Edeka ergebnislos frei.
Laut der Lützner Stadträtin Dorothee Berthold (69, Grüne) hielt ein Landwirt das Feld neben dem Lützner Sonderpostenmarkt Wreesmann zum möglichen Ankauf der Fläche durch Edeka ergebnislos frei.  © Anke Brod

Um das gewachsene Stadtbild samt der Bäume am "Alten Friedhof" zu erhalten, schlägt Dorothee Berthold nach Auszug des Kindergartens dort eher die Errichtung eines soziokulturellen Seniorentreffs vor.

Zum "Alten Friedhof": Nach der Schließung der Grabanlagen um die Stadtkirche St. Viti im Jahre 1552 waren im Verlauf noch 500 Pest-Tote zu beklagen.

Laut Überlieferung sollten diese vor den Toren der Stadt beigesetzt werden. Es wurde demnach besagte Fläche angelegt, die den Lütznern als "Alter Friedhof" im Gedächtnis ist.

Dort sollen auch die Gebeine des einstigen Stadtwohl-Förderers Karl-Louis Martzsch liegen. Nach ihm ist in Lützen das Tiergehege "Martzschpark" benannt.

Titelfoto: Anke Brod

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