Nicht immer können die Fälle aufgeklärt werden: Fast 400 vermisste Kinder im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt

Magdeburg - Im vergangenen Jahr sind in Sachsen-Anhalt 388 Kinder als vermisst gemeldet worden. Bis auf sechs sind alle wieder zurückgekehrt, wie das Landeskriminalamt in Magdeburg auf Nachfrage mitteilte. In aller Regel tauchen vermisste Kinder rasch wieder auf. Es gibt aber auch Fälle, in denen es Monate dauert - oder die bisher nicht geklärt werden konnten. Die Hintergründe sind ganz unterschiedlich.

Bis heute ist nicht geklärt, was mit der damals fünfjährigen Inga passiert ist. (Archivbild)
Bis heute ist nicht geklärt, was mit der damals fünfjährigen Inga passiert ist. (Archivbild)  © DPA

Die meisten Kinder tauchten demnach binnen ein bis drei Tagen wieder auf - so konnten knapp 70 Prozent der Fahndungen gelöscht werden. 

Binnen drei Tagen bis einer Woche seien 19 Prozent der vermissten Kinder wieder da gewesen. Drei bis sechs Monate dauerte es in einem Prozent der Fälle.

Länger als ein Jahr werden laut dem LKA derzeit 33 Kinder vermisst. Einige Vermisstenfälle sind noch immer sehr präsent in der Öffentlichkeit.

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Dazu gehört etwa der Fall Inga. Das damals fünfjährige blonde Mädchen verschwand vor fünf Jahren in einem Wald bei Stendal. 

Eine riesige Suchaktion und umfangreiche Ermittlungen brachten kein Licht in den Fall - bis heute ist unklar, was geschehen ist.

Was wurde aus der 13-jährigen Mandy?

Auch das Schicksal der seit Ostern 1998 verschwundenen, damals 13-jährigen Mandy aus Halle ist ungeklärt. Zuletzt war das Mädchen an einer Tankstelle im Süden von Halle gesehen worden, wo sie mit ihrem Schwager verabredet war. 

"So ein Fall ruht eigentlich nie", sagte ein LKA-Sprecher. Selbst wenn die kriminalistischen Mittel ausgeschöpft seien, gebe es immer wieder Kollegen, die in die Akten schauten, Fragen stellten. Wenn neue Hinweise auftauchten, werde ihnen nachgegangen.

Warum Kinder verschwinden, ist den Erfahrungen des LKA zufolge sehr unterschiedlich. Der Blick auf die Vermisstenanzeigen ergibt: Sehr oft steckt eine vermutete Kindesentziehung dahinter. Laut dem LKA-Sprecher können das Elternteile sein, die dem jeweils anderen das Kind vorenthalten. Es komme aber auch vor, dass Eltern ihr Kind aus der Obhut des Jugendamtes ohne Absprache herausholten.

Ein hoher Anteil bei den Anzeigen betreffe zudem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die aus Kinderheimen verschwinden. 

Bei etwa neun Prozent der verschwundenen Kinder sei vermutet worden, dass sie ertranken. Eine Straftat wurde bei nur etwa sechs Prozent angenommen. Was schlussendlich hinter den Fällen steckt, wird nach dem Auftauchen der Kinder nicht mehr statistisch erfasst, wie der LKA-Sprecher weiter erläuterte.

Die meisten Kinder, die als vermisst gemeldet wurden, waren den Angaben zufolge 12 bis 13 Jahre alt, sie machten knapp 87 Prozent aus. Unter den vermissten Kindern waren aber auch 4,6 Prozent im Alter zwischen ein und sechs Jahren sowie 2,3 Prozent Sieben- bis Neunjährige. Zehn- und Elfjährige hatten einen Anteil von 6,2 Prozent.

Angesichts der Corona-Pandemie änderten sich die Fallzahlen in der Vermisstendatei nicht signifikant, hieß es. Mit Stichtag 18. Mai waren 39 Kinder in Sachsen-Anhalt in der Vermisstendatei erfasst.

Am 25. Mai ist der internationale Tag der vermissten Kinder.

Titelfoto: DPA

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