Überlastete Ämter in Sachsen-Anhalt: Bearbeitung von Wohngeldanträgen dauert Monate

Magdeburg - Deutlich mehr Menschen bekommen ab diesem Jahr Wohngeld. Für die Ämter ist die Umsetzung des Bundesgesetzes ein Kraftakt, in einigen Behörden fehlt Personal. Die Bearbeitung der Anträge dauert teilweise mehrere Monate.

Wer Anspruch auf Wohngeld hat, muss mehrere Monate Wartezeit in Kauf nehmen. (Symbolbild)
Wer Anspruch auf Wohngeld hat, muss mehrere Monate Wartezeit in Kauf nehmen. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Die Kommunen in Sachsen-Anhalt rechnen infolge der Wohngeldreform mit längeren Bearbeitungszeiten. In Magdeburg und Halle gehen die Ämter von einer Dauer von bis zu sechs Monaten aus.

Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Demzufolge könnte die Bearbeitung aber auch in den anderen Landesteilen mehrere Wochen dauern.

"Die Anträge werden fortlaufend schnellstmöglich bearbeitet", sagte ein Sprecher der Stadt Halle. Aktuell sei durch die Vielzahl der Anträge aber von Bearbeitungszeiten bis zu sechs Monaten auszugehen.

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Oftmals müssten Unterlagen nachgefordert werden. Die Stadt rechnet mit einer Verdreifachung der Anträge: Bislang waren rund 3400 Haushalte wohngeldberechtigt, nun sind es etwa 10.200 Haushalte.

Für die Bearbeitung soll das Personal deshalb aufgestockt werden.

Neues Personal muss erst eingearbeitet werden

Damit Berechtigte schneller zu ihrem Geld kommen, sucht die Stadt Magdeburg weitere 24 Sachbearbeiter. (Symbolbild)
Damit Berechtigte schneller zu ihrem Geld kommen, sucht die Stadt Magdeburg weitere 24 Sachbearbeiter. (Symbolbild)  © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Ähnlich ist es in der Landeshauptstadt. Bisher haben sich im Sozial- und Wohnungsamt 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Wohngeld-Belange gekümmert.

Im Zuge der Reform hat die Stadt Magdeburg 24 Sachbearbeiterstellen ausgeschrieben, 13 wurden bisher besetzt.

Die Einarbeitung des neuen Personals sei zeitintensiv und gehe zulasten der Antragsbearbeitung. "Die Herausforderung ist für eine Kommune enorm", sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris. Die Menschen wollten ihr Geld haben. "Die brauchen das auch."

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Auch die Landkreise sehen sich durch die Wohngeldreform mit einem gestiegenen Arbeitsaufwand konfrontiert. Derzeit rechne man mit einer Bearbeitungszeit von rund einem Vierteljahr, teilte der Landkreis Mansfeld-Südharz mit. "Aktuell liegen 550 offene Anträge in der Wohngeldstelle zur Bearbeitung."

Beim Landkreis Stendal sind bisher rund 700 Neuanträge eingegangen. Man schätze, dass die Bearbeitungszeit rund sechs Monate oder mehr betragen werde, sagte eine Sprecherin.

Menge der Anträge verdreifacht sich

Viele Anträge von Wohngeldberechtigten sind unvollständig. Das verzögert die Bearbeitungszeiten. (Symbolbild)
Viele Anträge von Wohngeldberechtigten sind unvollständig. Das verzögert die Bearbeitungszeiten. (Symbolbild)  © Robert Günther/dpa-tmn

Im Landkreis Harz liegt die durchschnittliche Bearbeitungszeit dagegen bei viereinhalb Wochen. "Leider sind etwa 80 Prozent aller eingehenden Anträge unvollständig", sagte ein Sprecher.

Die Zahl der Anträge mit der Bitte um Nachlieferung liege aktuell bei etwa 300. Im Salzlandkreis sind sogar mehr als 90 Prozent der eingegangenen Anträge unvollständig, wie eine Sprecherin sagte.

Während bei Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern die Landkreise die Bearbeitung der Anträge übernehmen, kümmern sich in Sachsen-Anhalt Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern selbst um die Aufgabe.

Die Menge der Anträge habe sich verdreifacht, sagte ein Sprecher der Stadt Schönebeck. Rund 300 Anträge lagen zum Jahresbeginn noch auf dem Tisch der Wohngeldstelle.

Auch in der Stadt Stendal registrierte man eine Verdreifachung. Die Bearbeitungszeit liege aktuell bei zwölf Wochen oder auch länger, hieß es auf Anfrage.

Seit Jahresbeginn sollen mehr Haushalte mit einem staatlichen Mietzuschuss entlastet werden: Zu den bisher 600.000 Wohngeld-Haushalten sollen bis zu 1,4 Millionen weitere in Deutschland dazukommen. Das Wohngeld soll außerdem um durchschnittlich 190 Euro im Monat aufgestockt werden.

Damit erhalten die berechtigten Haushalte im Schnitt rund 370 Euro monatlich. Wohngeld können Haushalte beantragen, die zwar keine Sozialleistungen beziehen, trotzdem aber wenig Geld haben.

Titelfoto: Robert Günther/dpa-tmn

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