6000 Euro für Digitalisierung: Neue Abzocke mit Lexikotheken
Leipzig - Es war eine üble Abzocke der 1990er- und frühen 2000er-Jahre: Für Zigtausende Mark oder Euro wurden vor allem ahnungslosen Rentnern Lexikotheken als vermeintliche Wertanlage angedreht. Nun kommen die Abzocker zurück und versuchen, ihre Opfer ein zweites Mal übers Ohr zu hauen - mit der völlig überteuerten Digitalisierung der Lexikon-Bände.
Sachsens Verbraucherzentrale (VZS) warnt: Aktuell suchen windige Geschäftemacher Besitzer von Bertelsmann- und Brockhaus-Lexikotheken auf, um ihnen einen "Büchersammlungsverkaufsunterstützungs-Vertrag" (heißt wirklich so) anzudrehen.
Für schlappe 6000 Euro werde eine digitale Bestandsaufnahme angeboten, um den Buchbänden "neues Leben" einzuhauchen, berichtet VZS-Referentin Sigrid Woitha (63). Die Abzocker würden den Opfern auch in Aussicht stellen, die Bücher gegebenenfalls weiterverkaufen zu können.
Finger weg, rät Verbraucherschützerin Woitha. Ein Weiterverkauf für 6000 Euro oder mehr sei unrealistisch. Im Zeitalter von Internet und Wikipedia haben Lexikon-Sammlungen generell stark an Wert verloren. Auf Verkaufsportalen werden sie aktuell für wenige Hundert Euro gehandelt. Eine Wertsteigerung ist auch in der Zukunft nicht zu erwarten.
"Hier werden gezielt Menschen hinters Licht geführt, die sich weder mit Digitalisierung noch mit Vertragsabschlüssen gut auskennen", sagt VZS-Expertin Woitha.
Ein noch dreisteres Vorgehen registrierten übrigens Verbraucherschützer in Mecklenburg. Dort hatten Betrüger Lexikotheken-Besitzern vor der Digitalisierung noch "Ergänzungsbände" zur Vervollständigung der Sammlung untergejubelt - zum Preis von 10.000 Euro pro Band.
Titelfoto: Oliver Berg/dpa