Heute ist Tag des Baumes! Doch es gibt wenig Grund zum Feiern

Dresden - Am heutigen Sonntag ist der Tag des Baumes! Doch noch nie ging es unseren grünen Riesen so schlecht. Sachsen erlebt die schwerwiegendsten Waldschäden seit Beginn der forstlichen Aufzeichnungen. Schuld sind Stürme, Dürren und Schädlinge, allen voran der Borkenkäfer. Der kühle Frühling lässt jedoch Hoffnung keimen.

17 Prozent der sächsischen Waldfläche wurden geschädigt. Solche Waldwüsten finden sich überall im Nationalpark Sächsische Schweiz, Lausitzer und Zittauer Bergland sowie Osterzgebirge.
17 Prozent der sächsischen Waldfläche wurden geschädigt. Solche Waldwüsten finden sich überall im Nationalpark Sächsische Schweiz, Lausitzer und Zittauer Bergland sowie Osterzgebirge.  © Thomas Türpe

"Die extreme Dürreperiode 2018 bis 2020 hat viele Waldbäume an oder sogar über ihre Existenzgrenze gebracht. Sie haben in einen Überlebensmodus geschaltet. Um den Wasserverlust und Energiebedarf so gering wie möglich zu halten, haben sie z. B. weniger Knospen ausgebildet, die Anzahl der Nadeljahrgänge verringert, Äste und Feinreisig abgeworfen sowie die unterirdische Wurzelmasse reduziert", schätzt das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) die Situation ein.

Die Regeneration brauche nun mehrere Jahre.

Und auch wenn der vergangene Winter und das Frühjahr noch zu trocken waren - von November bis März ergab sich ein Niederschlagsdefizit von 88 l/m2 -, entwickle "sich die Witterung im laufenden Jahr bislang vorteilhaft für den Wald", heißt es seitens des Umweltministeriums.

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So blieben Schneebruch oder große Sturmereignisse weitestgehend aus.

Die Niederschläge hätten zudem immerhin die Oberböden bis 25 cm Tiefe vielerorts gut durchfeuchtet. Wichtig für erfolgreiche Pflanzmaßnahmen jetzt im Frühjahr, um die durch den Borkenkäfer entstandenen riesigen Freiflächen wieder aufzuforsten.

"Ein wichtiger Nebeneffekt ist (auch), dass Niederschläge, kühle Temperaturen und ein zögerlicher Austrieb der Waldbäume sich mindernd auf die Waldbrandgefahr auswirken", so das SMUL weiter.

Umweltminister Wolfram Günther (47, Bündnis90/Die Grünen).
Umweltminister Wolfram Günther (47, Bündnis90/Die Grünen).  © Robert Michael / DPA / Zentralbild

Frisch befallene Bäume müssen schnell erkannt und entfernt werden

Der Borkenkäfer verursachte in den letzten drei Jahren mehr als die Hälfte des Schadholzes, 2020 waren es sogar 77 Prozent.
Der Borkenkäfer verursachte in den letzten drei Jahren mehr als die Hälfte des Schadholzes, 2020 waren es sogar 77 Prozent.  © Uwe Meinhold

Auch Borkenkäfer mögen die aktuell kühle Witterung wenig.

Die Käfer werden erst ab einer Lufttemperatur von 16,5 °C aktiv und schwärmen aus. Je später die Borkenkäfer ausschwärmen, desto höher ist die Chance, dass sich keine dritte Generation im Laufe des Jahres entwickeln kann.

Auch andere Schädlinge wie Eichenprozessionsspinner, Frostspanner, Schwammspinner oder Grüner Eichenwickler werden derzeit noch ausgebremst.

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Dennoch bleibt die Situation angespannt. "Auch in diesem Jahr müssen und werden unsere Bemühungen darauf abzielen, Schäden einzugrenzen. Die Aufgabe bleibt groß", mahnt Umweltminister Wolfram Günther (47).

Denn trotz des zögerlichen Beginns des Ausflugs erwachen fast genauso viele Borkenkäfer aus der Winterruhe wie in den Rekordjahren 2019 und 2020.

So sei es nun wichtig, frisch befallene Bäume schnell zu erkennen und zu entfernen.

Schon gewusst?

Der Baum ist ein echtes Wunderwerk der Natur.
Der Baum ist ein echtes Wunderwerk der Natur.  © Imago Images / Cavan Images

• Bäume kommunizieren über ihre Wurzeln miteinander und erkennen sogar anhand der Signalstoffe, die die Wurzeln abgeben, ob neben ihnen Kinder oder Geschwister wachsen.

• Ein europäischer Laubbaum trägt im Durchschnitt 30.000 Blätter, über die jeden Tag mehrere Liter Wasser transpirieren.

So verdunstet zum Beispiel eine 150-jährige Buche über ihre etwa 800.000 Blätter täglich bis zu 500 Liter Wasser, etwa vier Badewannen voll, und produziert außerdem rund 11.000 Liter Sauerstoff - der Tagesbedarf von 26 Menschen.

• Gleichzeitig speichert etwa ein Hektar Wald pro Jahr zirka zehn bis zwölf Tonnen Kohlenstoff. Auch bei Bauholz bleibt das CO₂ gespeichert. So schätzt man, dass ein Einfamilienhaus aus Holz rund 80 Tonnen CO₂ einlagert. Anders sieht das jedoch aus, wenn ein Baum verrottet oder verbrannt wird. Dann wird der Kohlenstoff wieder freigesetzt.

• Als dickster Baum der Welt gilt eine Montezuma-Sumpfzypresse in Mexiko. Sie hat einen Stammdurchmesser von über zehn Metern, an der breitesten Stelle sogar von 14,05 Meter.

Welches der höchste Baum werden kann

In Australien wachsen die höchsten Bäume der Welt, Eukalyptus. Das wissen die knuffigen Koalas zu schätzen, die sich ausschließlich davon ernähren.
In Australien wachsen die höchsten Bäume der Welt, Eukalyptus. Das wissen die knuffigen Koalas zu schätzen, die sich ausschließlich davon ernähren.  © 123RF / amidala

• Am höchsten kann der immergrüne Eukalyptus aus Australien wachsen. Er erreichte eine Höhe von bis zu 165 Metern. Allerdings ist derzeit kein solcher Riese bekannt. Unsere heimischen Baumarten können immerhin noch 40 bis 50 Meter hoch werden.

• Genau genommen kein Baum, sondern vielmehr ein Wald ist die Klonkolonie „Pando“ im Fishlake National Forest in Utah, USA. Die Amerikanische Zitterpappel wächst seit etwa 80 000 Jahren auf inzwischen 43,6 Hektar. Dabei teilen sich mehr als 47 000 Stämme unterirdisch ein gemeinsames Wurzelsystem und dieselbe DNA.

•Noch älter ist wohl nur der Ginkgo-Baum. Er existierte bereits vor 290 Millionen Jahren und damit als älteste Baumart der Erde. Er ist das älteste "lebende Fossil" der Pflanzenwelt.

• Echt zäh und hart im Nehmen sind auch die Dahurische Lärche und die Ostasiatische Zwerg-Kiefer. Sie gelten als die winterhärtesten Bäume und halten auch Temperaturen bis Minus 70 Grad aus. Brrr!

Seit drei Jahren kämpfen Sachsens Bäume um ihr Überleben. Das Jahr 2021 könnte die Trendwende bringen, wenn das Wetter weiterhin mitspielt.
Seit drei Jahren kämpfen Sachsens Bäume um ihr Überleben. Das Jahr 2021 könnte die Trendwende bringen, wenn das Wetter weiterhin mitspielt.  © Imago Images / Blickwinkel

So hilft man dem Wald

Im Nationalpark sind einige Wanderwege gesperrt, weil tote Fichten umzufallen drohen.
Im Nationalpark sind einige Wanderwege gesperrt, weil tote Fichten umzufallen drohen.  © Imago Images / Westend 61

Der Wald ist Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Deshalb sollten beim Waldbesuch die Wege nicht verlassen, Hunde angeleint bzw. in Sichtweite laufen gelassen, Lärm vermieden und Müll (eigentlich selbstverständlich!) mitgenommen werden. Aufgrund der vielen abgestorbenen Bäume im Wald gilt derzeit aber besondere Vorsicht. Äste könnten herab- und Bäume umstürzen.

Deshalb beim Wandern oder Spazieren immer auch nach oben schauen!

Besonders im hinteren Teil des Nationalparks Sächsische Schweiz sind einzelne Wanderwege unpassierbar geworden. Schilder oder Absperrungen weisen auf die Gefahr hin. Informationen und alternative Wandervorschläge gibt es unter Aktuelles/Wegeservice auf www.nationalpark-saechsische-schweiz.de.

Auf keinen Fall dürfen Waldeinfahrten zugeparkt werden, damit Rettungsfahrzeuge und Forstmaschinen durchkommen.

Des Weiteren gilt im Wald und dessen Nähe Rauchverbot! Ebenso sind offene Feuer verboten. Infos zur aktuellen Waldbrandstufe: www.mais.de/php/sachsenforst.php oder per App „Waldbrandgefahr Sachsen“.

Titelfoto: Imago Images / Blickwinkel

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