Drollig, aber in ihrer Existenz gefährdet: Für diese Tiere ist in Sachsen kein Platz

Sachsen - Weltweit sind zehntausende Arten vom Aussterben bedroht, auch immer mehr heimische Tier- und Pflanzenarten gelten als verschollen oder bereits ausgestorben - auch bei uns in Sachsen. Die Rote Liste der gefährdeten Tiere lässt Böses erahnen: Knapp ein Drittel aller Säugetierarten in Deutschland ist in ihrem Bestand gefährdet. Schuld an dieser dramatischen Entwicklung ist die Spezies Mensch, weil wir Lebensräume zerstören und das Artensterben damit anfeuern.

Der Gartenschläfer gilt in Sachsen schon lange als verschollen.
Der Gartenschläfer gilt in Sachsen schon lange als verschollen.  © imago images/McPHOTO

Sachsens Artenvielfalt ist in Gefahr: Im Freistaat leben derzeit 451 Tierarten, die akut vom Aussterben bedroht sind. Einige unserer heimischen Tierarten könnten schon bald von der Bildfläche verschwinden.

Seit 2007 ist der Gartenschläfer in Sachsen ausgestorben oder verschollen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war er nur noch in den Hochlagen im südlichen Sachsen anzutreffen. Der letzte Gartenschläfer wurde 2006 in der Sächsischen Schweiz beobachtet.

Einer der Verlierer der Dürrejahre ist der Feldhamster. In Sachsen wurde er zuletzt bei Delitzsch gesichtet, seither gibt es keine Spur mehr von dem kleinen Nager. Noch Anfang der 2000er Jahre gab es tausende Tiere, mit den Dürresommern 2018 und 2019 ist sein Bestand auf nur wenige Exemplare geschrumpft.

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Auch das Birkhuhn hat es nicht leicht. Ende der 1980er-Jahre flatterten noch gut 100 balzende Hähne durch das Erzgebirge, 2019 habe man nur noch 21 gezählt. Der Staatsbetrieb Sachsenforst möchte im Westerzgebirge zehn Moore revitalisieren. Sie gelten als Lebensraum für Birkhühner.

Die Kreuzkröte wurde erst vor wenigen Wochen bundesweit in der Roten Liste als "stark gefährdet" hochgestuft.
Die Kreuzkröte wurde erst vor wenigen Wochen bundesweit in der Roten Liste als "stark gefährdet" hochgestuft.  © imago images/McPHOTO

"Biodiversitätsprogramm 2030" soll Artensterben in Sachsen aufhalten

Achtung, Verwechslungsgefahr! Das ist eine Wild- und keine Hauskatze.
Achtung, Verwechslungsgefahr! Das ist eine Wild- und keine Hauskatze.  © imago images/Star-Media

Stark gefährdet ist der Bestand von Kreuzkröten. Seit 2016 kämpft das "Akteursnetz Kleingewässer für die Kreuzkröte" beim Landratsamt Leipzig dagegen an.

Als besonders schützenswert sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Sachsen den Bestand der Wildkatzen. Bei den wilden Samtpfoten besteht nämlich Verwechslungsgefahr zur Hauskatze. Junge Wildkätzchen sollten unter keinen Umständen in Menschenhand geraten, da ihnen zu Hause Hauskatzen-Krankheiten drohen, die dann meist tödlich enden.

Ein neues Programm der Staatsregierung soll das Artensterben nun aufhalten. Das "Biodiversitätsprogramm 2030" soll kommendes Jahr an den Start gehen, um die Biodiversität in Sachsen langfristig wiederherzustellen.

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"Das wird aber nur gelingen, wenn sich alle gesellschaftlichen Bereiche einbringen. Jeder kann einen Beitrag leisten – Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Verbände, Initiativen und Behörden", so Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (48, Grüne). Eine Öffentlichkeitsbeteiligung soll helfen, Schwerpunkte zu formulieren.

Dem Feldhamster wurde sein natürlicher Lebensraum genommen - nun verschwindet er von der Bildfläche.
Dem Feldhamster wurde sein natürlicher Lebensraum genommen - nun verschwindet er von der Bildfläche.  © imago images/imagebroker

Was ist die Rote Liste der gefährdeten Tiere überhaupt?

Der Bestand von Birkhühnern in Sachsen ist geschrumpft.
Der Bestand von Birkhühnern in Sachsen ist geschrumpft.  © imago images/Nature Picture Library

Rote Listen sind Verzeichnisse ausgestorbener, gefährdeter und verschollener Pflanzen-, Tier-, und Pilzarten. Die Liste bedrohter Arten wächst stetig, ein Ende der Abwärtsspirale ist nicht in Sicht.

Experten schätzen, dass pro Tag bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten verschwinden. Herausgegeben wird die Rote Liste in regelmäßigen Abständen von der Weltnaturschutzunion IUCN.

Neben der internationalen gibt es in den Ländern auch nationale Rote Listen. In Deutschland existieren neben dem bundesweiten Verzeichnis sogar einzelne Listen der Bundesländer. Außerdem werden in Deutschland Pflanzen, Tiere, Biotoptypen und Pflanzengesellschaften in getrennten Listen geführt.

Über ein Viertel aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gelten als bedroht, bzw. ausgestorben. Demnach sind in Deutschland 33 Prozent der Wirbeltiere, 34 Prozent der Wirbellosen, 31 Prozent der Pflanzen und 20 Prozent der Pilze gefährdet. Weltweit sind mehr als 37.000 Arten bedroht.

Titelfoto: imago images/McPHOTO und imago images/McPHOTO

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