Zu Weihnachten dreht sich ein Stück Erzgebirge in New Jersey

Schwarzenberg/New Jersey - Aus Sehnsucht nach seiner alten Heimat baute der ausgewanderte Strumpffabrikant Max Müller aus Thalheim (Erzgebirge) 1918 in New Jersey eine prächtige Pyramide: 2,60 Meter hoch mit fünf Etagen, geschnitzten Figuren, Beleuchtung und einer Spieluhr, die "Stille Nacht" spielte.

Paul Brockhage (62) setzte auch die weißen Apostelfiguren wieder an ihren alten Platz.
Paul Brockhage (62) setzte auch die weißen Apostelfiguren wieder an ihren alten Platz.  © Uwe Meinhold

So lieb wie das ferne Erzgebirge war Max Müller auch seine Enkelin Suzanne. "Suzy, eines Tages wird die Pyramide dir gehören", versprach er.

Doch als der Strumpffabrikant 1958 starb, sollte es fast ein ganzes Leben dauern, bis sich die Pyramide wieder drehen sollte.

Enkelin Suzanne Schlegel Wood (74) bewahrte das Erbstück in den USA zwar auf, aber fand niemanden, der das im Laufe der Jahrzehnte stark beschädigte Kunstwerk wieder instand setzen konnte.

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Erst ein Kontakt nach Schwarzenberg zum weitläufig verwandten Holzbildhauer Paul Brockhage (62) half weiter.

Die Figuren, wie diesen Engel, hatte sich Max Müller einst aus Lößnitz nach Amerika schicken lassen.
Die Figuren, wie diesen Engel, hatte sich Max Müller einst aus Lößnitz nach Amerika schicken lassen.  © Uwe Meinhold
Holzbildhauer Paul Brockhage (62) und Vicki Scheffler (51) restaurierten die über hundert Jahre alte Pyramide aus den USA in jahrelanger Arbeit.
Holzbildhauer Paul Brockhage (62) und Vicki Scheffler (51) restaurierten die über hundert Jahre alte Pyramide aus den USA in jahrelanger Arbeit.  © Uwe Meinhold

Aufwendige Restaurierung: "Die Pyramide sah anfangs von Monat zu Monat schlimmer aus"

Etwa 1920 hat sich Max Müller in New Jersey mit seiner Frau Alma und Sohn Heinz vor der Pyramide fotografieren lassen.
Etwa 1920 hat sich Max Müller in New Jersey mit seiner Frau Alma und Sohn Heinz vor der Pyramide fotografieren lassen.  © privat

2019 wurde die Pyramide in einer maßgefertigten Kiste nach Deutschland verschifft und landete im Atelier des Schwarzenberger Künstlers.

Der suchte sich geduldige Mitstreiter und vollbrachte in jahrelanger Arbeit das "Wunder", wie Suzanne Schlegel Wood die Restaurierung nennt.

"Wir haben die Pyramide komplett zerlegt, die Einzelteile nummeriert und vorsichtig die alte Farbe abgelaugt. Die Pyramide sah anfangs von Monat zu Monat schlimmer aus", erinnert sich Paul Brockhage.

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Zerstörte Verzierungen wurden neu angefertigt, die Teile frisch lackiert, die Spieluhr wieder zum Laufen gebracht und alles Schritt für Schritt zusammengebaut.

Vor Kurzem sah Suzanne Schlegel Wood die Pyramide bei einem Besuch im Atelier von Brockhage nach über 65 Jahren funktionstüchtig wieder: "Sie ist atemberaubend schön. Es ist ein Wunder, was Paul Brockhage erreicht hat. Mein Traum ist wahr geworden."

In den nächsten Tagen soll das auferstandene Erbstück die Heimreise antreten und sich zu Weihnachten in New Jersey drehen.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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