Freibad-Saison gestartet: Gehen Sachsen die Rettungsschwimmer aus?

Dresden - Wenn das Wetter wärmer wird, strömen wieder Tausende ins Freibad. Doch in Sachsen wird das zum Problem, denn dem Freistaat gehen scheinbar die Rettungsschwimmer aus. Und das hat gleich mehrere Gründe.

Immer mehr Besucher zieht es in Sachsen wieder in die Freibäder und Badegewässer. (Symbolbild)
Immer mehr Besucher zieht es in Sachsen wieder in die Freibäder und Badegewässer. (Symbolbild)  © Bildmontage / Sebastian Kahnert/dpa / Screenshot/wetteronline.de

"Die Suche nach Rettungsschwimmern gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen", sagte die Sprecherin der Leipziger Sportbäder, Katja Gläß (43).

"Auch wenn wir für diese Saison gut aufgestellt sind, haben wir speziell bei Rettungsschwimmern zur Entlastung noch Bedarf."

Sebastian Knabe (31) von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Sachsen versichert jedoch, dass die Badesaison abgesichert sei.

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Die Mitgliederzahl der DLRG in Sachsen ist in diesem Jahr auf rund 4300 gestiegen. "Das sind mehr als vor der Corona-Pandemie und ein neuer Rekord", bemerkt Knabe.

Bei der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes ist die Zahl der Rettungsschwimmer bei rund 3000 Männern und Frauen stabil, erklärte DRK-Pressesprecher Kai Kranich (41).

"Allerdings nehmen die Aufgaben immer mehr zu, der Bedarf an Wasserrettungskräften wird unserer Prognose zufolge steigen."

Das hängt auch mit dem wachsenden Tourismus in den Seenlandschaften der Oberlausitz und im Raum Leipzig zusammen.

An einigen Badegewässern Sachsens unterstützten sogar Rettungsschwimmer aus Tschechien oder Polen ihre deutschen Kollegen.

In der Lausitz ist die Situation besonders brenzlig

Auch in den naturnahen Badegewässern der Lausitz und um Leipzig stieg zuletzt der Bedarf an Rettungsschwimmern. (Archivbild)
Auch in den naturnahen Badegewässern der Lausitz und um Leipzig stieg zuletzt der Bedarf an Rettungsschwimmern. (Archivbild)  © 123rf / dvorakvero

Vor allem im Lausitzer Bereich könnte sich die Situation jedoch bald zuspitzen, wenn durch die Schließung des Kohlebergbaus die Menschen aus der Region wegziehen werden.

Und auch die Wartezeiten für die Ausbildung zum Rettungsschwimmer schrecken viele ab. Die Schwimmhallenzeiten für die Ausbildung seien immer noch "sehr begrenzt". So konkurriere beispielsweise die Wasserwacht mit Sportvereinen oder auch anderen Nutzern wie Sportstudenten oder Polizeidienstanwärtern.

Die hohe Arbeitsbelastung der Menschen ist vermutlich ebenfalls ein Grund, warum nicht mehr Freiwillige bei der Wasserwacht mitmachen, sagte Kranich. Sie verbrächten ihre freie Zeit im Sommer deshalb womöglich lieber mit anderen Dingen.

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"Die meisten Rettungsschwimmer sind ehrenamtlich tätig. Sie müssen ihre Tätigkeit deshalb mit dem Arbeitgeber und der Familie, mit ihrer Freizeit- und Urlaubsplanung abstimmen", so Knabe von der DLRG.

Das ist die Lage in Sachsens Großstädten

Um die Freibadsaison absichern zu können, werden in Dresden neben den Festangestellten im Sommer viele Saisonkräfte zusätzlich benötigt, darunter auch Rettungsschwimmer.

"Zwar haben wir mit großer Anstrengung die Stellen wieder besetzen können, wir würden uns aber über jede weitere Bewerbung von Rettungsschwimmern freuen", sagte der Sprecher der Dresdner Bäder GmbH, Lars Kühl (48).

Die Leipziger Sportbäder haben für diesen Sommer rund 60 Saisonkräfte als Unterstützung des Stammpersonals eingestellt. Neben Kassenwarten und Mitarbeitern zur Anlagenpflege gehören auch Rettungsschwimmer dazu. "Bei ihnen wirkt sicher der Aus- und Fortbildungsrückstand durch die Coronazeit weiter nach", erklärte Gläß.

In den sächsischen Großstädten suchen die Bäderbetreiber weiterhin nach Rettungsschwimmern und Servicekräften.
In den sächsischen Großstädten suchen die Bäderbetreiber weiterhin nach Rettungsschwimmern und Servicekräften.  © 123RF / seventyfour74

In Chemnitz konnten laut Angaben des Rathauses zehn Rettungsschwimmer und dreizehn Servicekräfte für die Freibadsaison 2023 an Land gezogen werden. Zudem würden weitere Gespräche geführt, um Stellen zu besetzen und Fachkräfte zu binden.

Bei den Servicekräften könne der Bedarf voraussichtlich gedeckt werden, Rettungsschwimmer würden jedoch noch gesucht.

Titelfoto: Bildmontage / Sebastian Kahnert/dpa / Screenshot/wetteronline.de, 123RF / seventyfour74

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