Freie Sachsen auf "Protest der Mitte" in Grimma: Das sagt der Veranstalter

Grimma - Am Dienstag haben mehrere Tausend Menschen in Grimma gegen die aktuelle Energiepolitik demonstriert. Unter die Demonstrierenden mischten sich auch einige Anhänger der rechten Kleinstpartei Freie Sachsen, von denen sich der Veranstalter Johannes Heine im Vorfeld eigentlich klar distanziert hatte. TAG24 hat mit ihm gesprochen.

Mehrere Tausend Menschen trafen sich zur Demo auf dem Marktplatz in Grimma.
Mehrere Tausend Menschen trafen sich zur Demo auf dem Marktplatz in Grimma.  © Medienportal Grimma

Dass Anhänger der rechten Partei mit vor Ort gewesen seien, habe Heine von Anfang an gewusst, so der Dachdeckermeister im Gespräch mit TAG24.

"Das war uns bewusst, da die Versammlungsbehörde deren Demonstration am Standesamt genehmigt hatte", stellte der Vorsitzende der Freien Wähler im Stadtrat von Grimma klar und äußerte Unverständnis über die Entscheidung der Behörde.

Heine hatte den Dienstag als Veranstaltungsdatum im Vorfeld absichtlich gewählt, um sich von den sogenannten Montagsspaziergängen der Freien Sachsen abzugrenzen, so der Politiker gegenüber der Leipziger Volkszeitung.

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Die Versammlung der im rechtsextremen Spektrum eingestuften Freien Sachsen mit knapp 20 Teilnehmern hatte sich vom Standesamt aus schnell aufgelöst und war nach und nach in die Menge der Demonstrierenden am Marktplatz eingesickert.

Als Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) dort als Überraschungsgast eine Rede hielt, wurden Buhrufe und Protestgeschrei laut - den Angaben von vor Ort nach vor allem aus dem Lager der Freien Sachsen.

Auf Telegram versuchten die Freien Sachsen außerdem, den Protest für sich zu vereinnahmen, unter anderem mit der Behauptung, Bürgermeister würden zum Protest gegen die Politik der Regierung aufrufen und der Botschaft: "Regierung entfernen!"

Unter den Demonstrierenden wurde deutlich sichtbar eine Reichsflagge geweht.
Unter den Demonstrierenden wurde deutlich sichtbar eine Reichsflagge geweht.  © Medienportal Grimma

Angekündigte Abgrenzung der Demo von Rechtsextremen fiel zunehmend schwer

Beim Auftritt von Michael Kretschmer (47, CD) gab es Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum.
Beim Auftritt von Michael Kretschmer (47, CD) gab es Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum.  © Medienportal Grimma

Kretschmer hatte sich in seiner Rede unter anderem für die Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine bedankt und verurteilte den russischen Angriffskrieg. Wer zu diesen Aussagen buhe, sei im Unrecht, sagte Kretschmer.

"Meine Hochachtung, wie er das gemanagt hat und dass er sich überhaupt getraut hat, hierherzukommen. Als Ministerpräsident muss er seine Erfahrungen aber machen", so Johannes Heine über den Auftritt des MP und die Buh-Rufe.

Wie aber konnte es nun dazu kommen, dass sich rechte Demonstrierende in die eigentlich als frei von Ideologien gekennzeichnete Versammlung mischen konnten?

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"Es war eine öffentliche Versammlung, wir haben nicht das Recht, jemanden auszuschließen, solange er sich benimmt und zum Beispiel keine verfassungsfeindlichen Symbole verwendet", so die Meinung von Johannes Heine. Dies entspräche dem demokratischen Grundverständnis.

Auf Bildern, die TAG24 vorliegen, ist zumindest eine Reichsflagge in der Menge deutlich zu sehen. Diese habe Heine nicht wahrgenommen. "Wenn sowas beobachtet wurde, haben unsere Ordner sich gekümmert", meinte der Demo-Organisator.

Eine Sprecherin der Polizei sprach von einer Teilnehmerzahl im "niedrigen vierstelligen Bereich", den Veranstaltern nach waren knapp 3000 Menschen vor Ort. Es seien nach jetzigem Stand keine Straftaten verübt worden. "Die Demo verlief friedlich und durchweg positiv", so Heine. Weitere Demonstrationen dieser Art seien definitiv nicht ausgeschlossen.

Titelfoto: Bildmontage: Medienportal Grimma

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