Gegen Dürre, Borkenkäfer und Brände: "Umbau" soll Sachsens Wälder retten

Dresden - Sachsen will seine Wälder retten: Wo heute dürre Fichten darben, sollen mal große Eichen grünen. Doch es gibt viele Probleme - und zu wenig Saatgut.

Jährlich müssen Sachsens Waldbesitzer mit enormem Aufwand die Schäden von Borkenkäfern und Stürmen beseitigen.
Jährlich müssen Sachsens Waldbesitzer mit enormem Aufwand die Schäden von Borkenkäfern und Stürmen beseitigen.  © Norbert Neumann

Der Waldumbau kann Sachsens grüne Lunge gegen Borkenkäfer, Brände und Stürme stählern. Rund 14 Millionen Euro will der Freistaat alleine in diesem Jahr investieren. Statt Fichten brauche es in Zukunft "stresstolerante" Baumarten wie Eichen, sagt Sven Martens vom Sachsenforst.

Doch die Bauindustrie ist auf Fichtenholz ausgelegt, sagt Reinhard Müller-Schönau (71), Vorsitzender des Sächsischen Waldbesitzerverbandes. "Die Fichte ist einfach ein guter Baustoff." Zum Schutz vor Waldbränden hält er die Rot-Eiche für eine gute Wahl.

"Ich war im Brandgebiet bei Arzberg unterwegs. Das Feuer hat vor einem Streifen von Rot-Eichen Halt gemacht." Die Rot-Eiche könne die Fichte allerdings als Bauholz nicht ersetzen.

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Andreas Bitter (60), Professor am Institut für Forsteinrichtung der Technischen Universität Dresden, hat einen Vorschlag: "Die Lösung liegt in der Vielfalt", sagt er. "Ich empfehle, heimische Laubbäume mit Baumarten wie der Douglasie und der Küstentanne zu kombinieren.

Wenn dann eine Baumart aufgrund von Wetter-Extremen ausfällt, hat man trotzdem noch stabile Bestände."

Reinhard Müller-Schönau (71) vom Sächsischen Waldbesitzerverband zweifelt daran, ob die Fichte leicht zu ersetzen ist.
Reinhard Müller-Schönau (71) vom Sächsischen Waldbesitzerverband zweifelt daran, ob die Fichte leicht zu ersetzen ist.  © privat

Nicht immer stehen genügend Waldarbeiter und Forstunternehmen bereit

Sächsische Förster setzen auf Baumarten, die der Trockenheit trotzen. So wie hier der Chemnitzer Revierförster Ullrich Göthel (53), der seine Weißtannen begutachtet.
Sächsische Förster setzen auf Baumarten, die der Trockenheit trotzen. So wie hier der Chemnitzer Revierförster Ullrich Göthel (53), der seine Weißtannen begutachtet.  © Kristin Schmidt

Douglasie und Küstentanne würden auch einen hohen Holzertrag bieten - mitunter sogar mehr als die Fichte. Das Problem: "Es ist eine Herkules-Aufgabe, so einen Mischwald zu pflanzen. Derartige Kulturen sind teuer und sie müssen oft geschützt werden, etwa vor Wildverbiss."

Der Freistaat will jährlich mindestens 1300 Hektar Landeswald umbauen, außerdem bis zu 500 Hektar Privat- und Körperschaftswald.

Doch wie das Umweltministerium auf TAG24-Anfrage mitteilt, ist eine Ausweitung der Fläche zum einen schwierig, weil nicht immer genügend Waldarbeiter und Forstunternehmen bereitstehen.

In der Sächsischen Schweiz, nahe Lohmen, blickt Nationalpark-Sprecher Hanspeter Mayr (59) auf den geschädigten Wald.
In der Sächsischen Schweiz, nahe Lohmen, blickt Nationalpark-Sprecher Hanspeter Mayr (59) auf den geschädigten Wald.  © dpa/Daniel Schäfer
Sven Martens ist Referatsleiter Forsteinrichtung beim Sachsenforst. Er kennt die Herausforderungen des Waldumbaus.
Sven Martens ist Referatsleiter Forsteinrichtung beim Sachsenforst. Er kennt die Herausforderungen des Waldumbaus.  © Steffen Füssel
Der Borkenkäfer setzt Sachsens Fichten weiter zu.
Der Borkenkäfer setzt Sachsens Fichten weiter zu.  © dpa/Matthias Hiekel
Kahle, abgestorbene Fichten prägen mittlerweile das Bild vieler Wälder.
Kahle, abgestorbene Fichten prägen mittlerweile das Bild vieler Wälder.  © dpa/Swen Pförtner
Der Sachsenforst betreibt in Pockau-Lengefeld (Erzgebirge) eine Forstbaumschule, züchtet dort den Wald-Nachwuchs, so wie diese Weißtannen.
Der Sachsenforst betreibt in Pockau-Lengefeld (Erzgebirge) eine Forstbaumschule, züchtet dort den Wald-Nachwuchs, so wie diese Weißtannen.  © dpa/Jan Woitas

"Zum anderen steht aktuell die nötige Menge an Vermehrungsgut (Saatgut, Pflanzen) nicht in der Höhe zur Verfügung, wie sie nachgefragt wird."

Titelfoto: Norbert Neumann

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