Gleichstellungs-Beauftragte: Noch hat der Frauentag nicht ausgedient

Dresden/Chemnitz/Leipzig - Am 8. März findet wieder der internationale Frauentag statt. Doch wie relevant ist er für die sächsischen Gleichstellungsbeauftragten? Und was muss ihrer Meinung nach noch für die Gleichberechtigung der Frauen passieren?

Zur Frauentags-Festveranstaltung im Landtag am Samstag lud Justizministerin Katja Meier (42, Grüne, r.) die Frauenrechtlerinnen Johanna Nejedlová (M.) aus Tschechien und Marta Lempart aus Polen ein.
Zur Frauentags-Festveranstaltung im Landtag am Samstag lud Justizministerin Katja Meier (42, Grüne, r.) die Frauenrechtlerinnen Johanna Nejedlová (M.) aus Tschechien und Marta Lempart aus Polen ein.  © Eric Münch

"Der internationale Frauentag ist absolut wichtig, schon seit über 100 Jahren", findet die Dresdner Gleichstellungsbeauftragte Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (54).

Ihre Chemnitzer Kollegin Pia Hamann (59) gibt sich kämpferisch: "Er ist nicht dazu da, um Frauen mit Blumen und Sekt zu überschütten. Sondern um auf die bestehenden Ungleichheiten aufmerksam zu machen!"

Genka Lapön (63) aus Leipzig stellt klar: "Er erinnert an erkämpfte Errungenschaften für Frauen, wie das Wahlrecht. Sichtbar gemacht wird an diesem Tag auch die Mehrfachbelastung von Frauen: Kinder, Karriere, Küche."

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Auch an Gewalt gegen Frauen soll unbedingt erinnert werden.

Einig sind sich die Gleichstellungsbeauftragten der drei sächsischen Großstädte, dass Frauen fair bezahlt werden und unabhängig von Klischeevorstellungen Zugang zu Bildung und Politik haben sollen.

"Nicht zu übersehen momentan ist oft das Fehlen von Frauen bei Friedensverhandlungen", bemerkt Genka Lapön.

Auch die späteren Kommunistinnen Clara Zetkin (1857-1933, l.) und Rosa Luxemburg (1871-1919) setzten sich im damaligen Deutschen Reich für Frauenrechte ein. Der Frauentag wurde weltweit zuerst von Sozialisten und Kommunisten begangen.
Auch die späteren Kommunistinnen Clara Zetkin (1857-1933, l.) und Rosa Luxemburg (1871-1919) setzten sich im damaligen Deutschen Reich für Frauenrechte ein. Der Frauentag wurde weltweit zuerst von Sozialisten und Kommunisten begangen.  © wikipedia
Eine Demo zum internationalen Frauentag 1988 in Düsseldorf. Er wird seit 1909 gefeiert, 1977 machten ihn die Vereinten Nationen zum internationalen Feiertag am 8. März.
Eine Demo zum internationalen Frauentag 1988 in Düsseldorf. Er wird seit 1909 gefeiert, 1977 machten ihn die Vereinten Nationen zum internationalen Feiertag am 8. März.  © Klaus Rose/imago stock&people
Pia Hamann (59) ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz.
Pia Hamann (59) ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz.  © Uwe Meinhold
Kümmert sich in Dresden um Gleichstellung: Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (54).
Kümmert sich in Dresden um Gleichstellung: Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (54).  © Steffen Füssel
Genka Lapön (63) ist die Leipziger Gleichstellungsbeauftragte.
Genka Lapön (63) ist die Leipziger Gleichstellungsbeauftragte.  © Stadt Leipzig
Homeoffice hat den Stress noch verstärkt: Zum internationalen Frauentag soll auch auf die Mehrfachbelastung von Frauen hingewiesen werden (Symbolbild).
Homeoffice hat den Stress noch verstärkt: Zum internationalen Frauentag soll auch auf die Mehrfachbelastung von Frauen hingewiesen werden (Symbolbild).  © Ute Grabowsky/photothek/imago images

Es sind immer noch zu wenige: Mehr weibliche Straßennamen gefordert

Neben der Rettungswache auf der Gerokstraße entsteht derzeit die Lili-Elbe-Straße, welche nach der Transfrau (1882-1931) benannt ist. Inklusion von Transsexuellen im Kampf für Frauenrechte ist jedoch umstritten.
Neben der Rettungswache auf der Gerokstraße entsteht derzeit die Lili-Elbe-Straße, welche nach der Transfrau (1882-1931) benannt ist. Inklusion von Transsexuellen im Kampf für Frauenrechte ist jedoch umstritten.  © Holm Helis, Wikipedia/wellcomeimages.org

Unterschiede gibt es in den Bereichen öffentliche Würdigung und Zugehörigkeit. Pia Hamann wünscht sich mehr Frauen-Straßennamen: "586 der insgesamt 1380 Chemnitzer Straßennamen wurden nach Personen benannt. Aber 553 tragen männliche und nur 33 Straßen weibliche Namen."

Etwas mehr sind es in der Landeshauptstadt, rund 115 der knapp 1050 nach Personen benannten Straßen tragen Frauennamen. "Das Thema ist in den Dresdner Gremien angekommen. Besonders die Schaffung der Lili-Elbe-Straße ist sehr toll", freut sich Frau Stanislaw-Kemenah.

Ein Knackpunkt: Die als Mann geborene Lili Elbe (1882-1931) ist streng genommen eine Transfrau und fällt in die Kategorie LGBT (Lesben, Gays, Schwule, Bi- und Transsexuelle). Pia Hamann: "Als 'Altfeministin' bin ich der Ansicht, dass der Frauentag den Frauen vorbehalten ist." Genka Lapön ergänzt: "Es gibt zum Beispiel bereits den Christopher Street Day und den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie am 17. Mai."

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Zum internationalen Frauentag 2022 fand bereits am Samstag ein Festakt im Landtag mit Frauenrechtlerinnen und Justizministerin Katja Meier (42, Grüne) statt. Ihre Behörde ist auch für Gleichstellung zuständig. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) führt von Montag bis Freitag Frauentags-Stadtführungen durch, weitere Infos unter: sachsen.dgb.de/frauen.

Titelfoto: Klaus Rose/imago stock&people, Uwe Meinhold, Steffen Füssel, Stadt Leipzig

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