Seit 1974! Yoga-Pionierin macht noch immer die Kerze
Delitzsch/Leipzig - Inge Schönfelder biegt und dehnt sich, als wäre es das Leichteste auf der Welt. Mit 33 Jahren lernte sie Yoga kennen und lieben - viele Jahrzehnte bevor der Trend von Indien in den Westen schwappte. Heute ist die Leipziger Yoga-Pionierin 76 Jahre. Und kein bisschen eingerostet.

Den DDR-Bürgern war Yoga nicht ganz geheuer. Inge Schönfelder aber fiel 1974 ein Buch von Indra Devi (1899-2002) in die Hände, einer Yogalehrerin, die den Weg für Yoga in den Westen ebnete. Seither war Schönfelders Leidenschaft für die indischen Lehren entflammt. "Für viel Geld habe ich mir von Rentnern aus dem Westen Bücher über Yoga besorgen lassen, habe mir alles selber beigebracht", erinnert sich die heute 76-Jährige.
Sie hat das Interesse der DDR-Bürger am Yoga geweckt. "Ich musste die Kurse aber unter einem Decknamen anbieten" erinnert sich Inge. "Mit Yoga hat man damals Mystik und Zauberei verbunden." Fortan bot sie die indischen Lehren als "Entspannungsgymnastik" an. "Selbst Teilnehmer aus Dresden waren damals zu mir nach Leipzig gekommen." Drei Ostmark nahm die gelernte Physiotherapeutin für eine Stunde. "Zusammen mit dem Ethnologen Heinz Kucharski reiste ich von Stadt zu Stadt. Er hielt Vorträge über Yoga, ich turnte vor", erinnert sich Schönfelder.
Sportlich war Inge Schönfelder schon immer, ging vier Jahre auf eine Sportschule, war Schwimmerin, machte sogar Fallschirmspringen. Was ihr schließlich am Yoga so gut gefiel? "Es ist kein Wettkampf", sagt Schönfelder. Die gelernte Physiotherapeutin gibt bis heute sieben Kurse pro Woche in Leipzig und der Volkshochschule in Delitzsch.
Jeden Morgen vor dem Frühstück turnt Inge Schönfelder die sogenannte "Rishikesh"-Reihe durch. Die beginnt mit der "Kerze" und endet im Kopfstand. "Mit 76 Jahren kenne ich niemanden, der keine Beschwerden hat. Ich bin davon auch nicht ausgenommen", so Inge. "Aber wenn ich mir Leute in meinem Alter angucke - dann geht es mir vergleichsweise noch ziemlich gut."


