Sächsische Bürgerinitiative will nach Gerichtspleite mit Leitungs-Streit vors EU-Parlament

Penig - Schon seit mehr als sechs Jahren kämpft eine Bürgerinitiative (BI) aus Sachsen erbittert gegen eine neue Hochspannungsleitung, die der Energieversorger enviaM von Lunzenau nach Röhrsdorf bauen will.

Die Bürgerinitiative um ihren Vorsitzenden Helmar Biering (77, M.) möchte erreichen, dass die Stromtrasse zumindest teilweise als Erdkabel verlegt wird.
Die Bürgerinitiative um ihren Vorsitzenden Helmar Biering (77, M.) möchte erreichen, dass die Stromtrasse zumindest teilweise als Erdkabel verlegt wird.  © Sven Gleisberg

Die Trasse soll mit bis zu 49 Meter hohen Masten auch das unter Naturschutz stehende Lochmühltal überspannen. Eine Klage am Oberverwaltungsgericht scheiterte kürzlich. Aufgeben wollen die Freileitungs-Gegner, die eine teilweise Erdverkabelung favorisieren, trotzdem nicht.

"Hier wird europäisches Recht gebrochen", glaubt Helmar Biering (77), Vorsitzender der Bürgerinitiative Tauscha.

"Die Begründungen des Gerichtes, weshalb die Klage abgewiesen wurde, sind für uns nicht nachvollziehbar. Eine Freileitung zerschneidet das Landschaftsschutzgebiet und beeinträchtigt das ausgewiesene Europäische Vogelschutzgebiet erheblich."

Bürgerinitiative erhält Unterstützung von EU-Abgeordneten

Die geplante Hochspannungsleitung soll parallel zur A72 gebaut werden und dabei ein Landschafts- und Vogelschutzgebiet queren.
Die geplante Hochspannungsleitung soll parallel zur A72 gebaut werden und dabei ein Landschafts- und Vogelschutzgebiet queren.  © Sven Gleisberg

Auch Penigs Bürgermeister André Wolf (43, CDU) zeigte sich von dem Urteil "überrascht und irritiert": "Mir tut es leid, dass die Bemühungen der Bürger nicht geglückt sind, verstehe aber auch die gesamtgesellschaftlichen Kostenzwänge."

Die Stadt hatte die Bemühungen der BI unterstützt. Sogar finanziell. Ein Stadtratsbeschluss hatte 5000 Euro zur Verfügung gestellt.

Nach der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes könnte die Stromtrasse eigentlich gebaut werden. Der Energieversorger bleibt zurückhaltend: "Der Projektleiter wird die schriftliche Begründung abwarten", sagt Hagen Ruhmer (49), Sprecher der Netzgesellschaft Mitnetz Strom.

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Da die juristischen Mittel nahezu ausgeschöpft sind, bietet der EU-Abgeordnete Peter Jahr (64, CDU) aus Lunzenau den Bürgern politische Unterstützung an: "Mit einer Petition im Europäischen Parlament könnte überprüft werden, ob europäisches Recht verletzt wurde."

Titelfoto: Sven Gleisberg

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