Neuer Ärzte-Skandal in Sachsen! Großrazzia in Dutzenden Praxen wegen Abrechnungsbetrugs

Leipzig - In Sachsen bahnt sich ein neuer Medizin-Skandal an. Die Staatsanwaltschaft Leipzig ließ am Dienstag rund 30 Arztpraxen, medizinische Versorgungszentren und Wohnungen durchsuchen. Anlass ist ein vermuteter Abrechnungsbetrug in bislang unbekanntem Ausmaß.

Razzia: Ein Polizeibeamter betritt das Grundstück der Villa Baedeker in Leipzig - dem Sitz der ACQUA-Klinik.
Razzia: Ein Polizeibeamter betritt das Grundstück der Villa Baedeker in Leipzig - dem Sitz der ACQUA-Klinik.  © News5 / Grube

Rund 300 Polizisten stürmten am Dienstag Praxen und Geschäftsräume in mehreren Bundesländern, darunter in den Städten Leipzig, Dresden, Magdeburg und Berlin. Die Beamten sicherten kistenweise Akten, Handys und Computer.

Die personell größte Razzia gab es in der Leipziger ACQUA-Klinik des bekannten HNO-Chirurgen Prof. Gero Strauß (51).

Das MDR-Magazin "exakt" hatte 2021 und zuletzt im Mai mehrfach berichtet, dass Patienten dem Chef der republikweit agierenden Kopfzentrum-Gruppe vorwerfen, medizinische Eingriffe abgerechnet zu haben, die gar nicht stattgefunden hätten. Strauß hatte dies gegenüber dem Sender zurückgewiesen.

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Ob die Vorwürfe gegen Strauß Ausgangspunkt der Razzia waren - dazu wollte die Staatsanwaltschaft keine Erklärung abgeben.

Ermittelt werde gegen zehn Ärzte und zwei kaufmännische Führungskräfte, erklärte Behördensprecherin Christine Schumann.

Operierten Beschuldigte ohne medizinischen Grund?

Polizeiautos stehen vor der HNO-Klinik. Kistenweise wurden mögliche Beweismittel sichergestellt.
Polizeiautos stehen vor der HNO-Klinik. Kistenweise wurden mögliche Beweismittel sichergestellt.  © News5 / Grube

Konkret: Gegen sechs Beschuldigte bestehe der Verdacht, von 2017 bis 2021 "systematisch ärztliche Behandlungen wissentlich und willentlich falsch gegenüber der KVS (Kassenärzliche Vereinigung Sachsen - d. Red.) abgerechnet" zu haben.

Sechs Verdächtige sollen sich durch fehlerhafte Operationen der Körperverletzung schuldig gemacht haben.

Staatsanwältin Schumann: "Zudem besteht gegen einige dieser Beschuldigten der Verdacht, dass sie aus rein wirtschaftlichen Interessen an verschiedenen Patienten chirurgische Eingriffe vorgenommen haben, die aus medizinischer Sicht nicht notwendig gewesen sind."

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Auch solche Vorwürfe waren bereits in den Beiträgen des MDR-Magazins erhoben worden. Zum finanziellen Ausmaß des mutmaßlichen Abrechnungsbetruges konnten die Ermittler noch keine Angaben machen.

Eine Anfrage an die ACQUA-Klinik blieb gestern mit einem Abwesenheitsverweis unbeantwortet. Auch telefonisch war Professor Strauß für TAG24 nicht zu erreichen.

Titelfoto: News5 / Grube

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