Noch immer klingeln nachts die Freier: Familien-Wohnhaus war mal ein Puff!

Görlitz (Sachsen) - Immer wieder klingeln ungebetene Gäste in einem Wohnhaus in Görlitz. Sie begehren auch nachts Einlass, denn sie kennen die Villa noch von früher. Doch deren Gebrauch hat sich längst geändert, wie die Bewohner mit einem Aushang aufklären: "HIER IST KEIN PUFF!"

In dieser Görlitzer Villa wohnten nicht immer Familien.
In dieser Görlitzer Villa wohnten nicht immer Familien.  © xcitepress

Über das Klingelschild am Eingangstor haben die Haus-Bewohner ihr Schreiben gehängt: "In diesem Haus wohnen AUSSCHLIESSLICH Familien mit Kindern. [...] Damit's auch beim letzten ankommt!!! P.S. Wir befinden uns außerdem im Lockdown. Prostitution ist derzeit VERBOTEN!!!"

Tatsächlich wurde das Haus vor einigen Jahren für Sex-Treffen genutzt. 2013 hatte es die berüchtigte Erotik-Unternehmerin Barbara L. (79) für ihren "Privatverein Hautnah" gemietet.

Mehrere Jahre war der Name Programm. Der verruchte Ruf machte sich breit - und haftet der Villa bis heute an. Dabei hat sie das Haus längst aufgeben. Auch ihr Verein sei nicht mehr aktiv, sagte sie jüngst der Sächsischen Zeitung.

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Ende 2019 kaufte das Haus Familienvater Alexander Welk (40), sanierte es gründlich. "Ich kannte die Vorgeschichte. Aber es stand ja schon eine Zeitlang leer", sagt er.

Doch schon während der Bauphase, als im Inneren nach langer Zeit wieder Licht brannte, klingelten die ersten Männer.

Im Sommer 2020 zog Welk mit Frau und drei Kindern sowie eine weitere fünfköpfige Familie ein, wie man auch am Spielzeug im Vorgarten unschwer erkennen kann.

"Hier ist kein Puff!": Mit diesem Aushang wollen die Hausbewohner ungebetene Gäste jetzt fernhalten.
"Hier ist kein Puff!": Mit diesem Aushang wollen die Hausbewohner ungebetene Gäste jetzt fernhalten.  © xcitepress
Einst wurde das Haus für Sex-Treffen genutzt. (Symbolbild)
Einst wurde das Haus für Sex-Treffen genutzt. (Symbolbild)  © picture alliance /dpa
2013 hatte Erotik-Unternehmerin Barbara L. (79) das Anwesen für ihren Erotik-Verein genutzt.
2013 hatte Erotik-Unternehmerin Barbara L. (79) das Anwesen für ihren Erotik-Verein genutzt.  © Danilo Dittrich

"Manche gehen schnell verschämt weg"

Dennoch werden die Bewohner weiter von den ungebetenen Gästen geplagt. "Zwei bis drei Leute kommen pro Woche. Sie klingeln zu später Stunde, wollen einen Termin", berichtet Welk. "Nachdem sie dann aufgeklärt werden, sind sie verdutzt. Manche gehen schnell verschämt weg."

Jetzt zu den Corona-Lockerungen mehren sich wieder die Besuche. Die Bewohner nervt's: "Wenn Fremde durch den Vorgarten laufen, kann man das nicht mehr mit Humor nehmen. Und was sollen wir unseren Kindern erzählen?", sagt Welk.

Die Familien haben eine Kamera installiert, den Aushang angebracht. Sie hoffen, jetzt endlich nicht mehr belästigt zu werden.

Titelfoto: Montage: xcitepress (2), picture alliance /dpa

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