Pflege und Einkommen: Sachsen hat noch viel Luft nach oben
Dresden - Sachsen hat sich in den vergangenen 15 Jahren gut entwickelt. Das geht aus den jetzt veröffentlichten 900 Seiten des Sozialberichts hervor. Vielleicht das Erstaunlichste: Die Unterschiede sind zwar innerhalb der einzelnen Kreise enorm, aber so etwas wie abgehängte Regionen, die diese Beschreibung verdienen, gibt es im Freistaat nicht wirklich. Trotzdem bleibt der Handlungsbedarf in einigen Bereichen groß.
Sozialministerin Petra Köpping (64, SPD) fasste die Ergebnisse so zusammen: "Sachsen ist in seiner Substanz gestärkt geworden."
Und das trotz der aktuellen Krisen. Beispiele?
Gut läuft's bei der Kinderbetreuung. Die Betreuungsquote bei den 1- bis unter 3-Jährigen etwa stieg von 48 Prozent (2006) auf 76 Prozent (2020 - Bundesschnitt: 51 Prozent).
Jeder zweite Vater geht hierzulande in Elternzeit, das ist republikweit Spitze. Sozialpolitische Maßnahmen lohnen sich also, so die Ministerin.
Nicht übel läuft auch die Bevölkerungsentwicklung. Zwar schrumpft der Freistaat weiter, aber der Rückgang ist gebremst. Bei Zu- und Wegzügen ergibt sich sogar ein leichtes Plus. Stark ist die Performance bei der Arbeitslosigkeit. Sie sank von 18,3 (2005) auf 5,5 Prozent (2019).
Deutlich Luft nach oben ist bei der Pflege und beim Geld. Das mittlere monatliche Nettoeinkommen erhöhte sich von 915 auf 1479 Euro. Aber noch 2018 arbeitete die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten für weniger als den aktuellen Mindestlohn von 12 Euro.
Und daraus folgt was? Köpping: "Jetzt stehen für uns in Sachsen die sehr wichtigen Reformen der Pflegeversicherung und der Krankenhäuser an." Und: Die Menschen im Freistaat brauchen deutlich mehr Tariflöhne. "Der Mindestlohn wird da hoffentlich Druck aufbauen."
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