Plötzlich angesagt wie nie: Stadthonig aus Sachsen

Dresden/Chemnitz/Leipzig - Ob für den Eigenbedarf oder zum Verkauf: City-Honig wird immer beliebter. Die Anzahl der Stadtimker in Sachsens Metropolen nahm in den vergangenen Jahren stetig zu. Doch Bienenhaltung ist auch als Hobby nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Imkerverein-Chefin Sabine Petri (59) aus Chemnitz begutachtet in Imker-Schutzkleidung volle Bienenwaben. Auch in Chemnitz nahmen die Honigbienen-Standorte zu.
Imkerverein-Chefin Sabine Petri (59) aus Chemnitz begutachtet in Imker-Schutzkleidung volle Bienenwaben. Auch in Chemnitz nahmen die Honigbienen-Standorte zu.  © Kristin Schmidt

"In Chemnitz gibt es 376 gemeldete Honigbienen-Standorte. Vor zehn Jahren waren es rund 150", sagt die dortige Bienensachverständige Ute Wetzel (58).

Das Leipziger Veterinäramt registriert derzeit 404 Standorte, etwa 100 mehr als 2017. An der Spitze der sächsischen Großstädte liegt die Landeshauptstadt. "In Dresden sind 766 Honigbienen-Standorte gemeldet", weiß Amtstierarzt Lutz Meißner (58). Hier verdreifachte sich die Zahl der urbanen Bienenverschläge in den vergangenen zehn Jahren.

Auch in Fachvereinen schlägt sich die Honigbienen-Begeisterung nieder. "Es besteht aber keine Pflicht, sich als Imker im Verein zu organisieren. Bei uns gibt es rund 75 Imker, etwa zehn mehr als vor zwei Jahren", sagt Sabine Petri (59), Vorsitzende vom "Imkerverein Chemnitz 1874".

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Ihr Kollege Tino Lorz (46) vom Imkerverein Dresden freut sich: "2011 hatten wir nur 70 Männer. Jetzt fast 400 Mitglieder, rund ein Drittel sind Frauen."

So sieht ein Honigglas der Chemnitzer "Imkerei Kleine" aus.
So sieht ein Honigglas der Chemnitzer "Imkerei Kleine" aus.  © Imkerei Kleine/PR
Insekten- und damit Bienen-Paradies: Ein Kulturhauptstadt-Projekt sind neue Blühwiesen in Chemnitz, wie diese am Falkeplatz.
Insekten- und damit Bienen-Paradies: Ein Kulturhauptstadt-Projekt sind neue Blühwiesen in Chemnitz, wie diese am Falkeplatz.  © Uwe Meinhold
Im Bereich des Hotelschlosses Rabenstein stehen mehrere Stadtimker-Bienenverschläge.
Im Bereich des Hotelschlosses Rabenstein stehen mehrere Stadtimker-Bienenverschläge.  © Kristin Schmidt
Tino Lorz (46) freut sich über den demografischen Imkerwandel in Dresden.
Tino Lorz (46) freut sich über den demografischen Imkerwandel in Dresden.  © Eric Münch
Nektar ist der Bienen Leibgericht. Weil sie mehrere Pflanzen anfliegen, helfen sie so diesen bei der Fortpflanzung durch Pollen-Bestäubung.
Nektar ist der Bienen Leibgericht. Weil sie mehrere Pflanzen anfliegen, helfen sie so diesen bei der Fortpflanzung durch Pollen-Bestäubung.  © 123rf/iava777

"Das Aroma ergibt sich aus den Pflanzen, welche die Bienen anfliegen"

Auch TU-Mitarbeiterin Ines Schmidt (45) ist auf die Bienen gekommen. Mittlerweile hat sie nicht nur eigenen Honig, sondern sich auch zur Bienenpädagogin mit Angeboten für Kinder ("Loschwitzer Bienengarten") weitergebildet.
Auch TU-Mitarbeiterin Ines Schmidt (45) ist auf die Bienen gekommen. Mittlerweile hat sie nicht nur eigenen Honig, sondern sich auch zur Bienenpädagogin mit Angeboten für Kinder ("Loschwitzer Bienengarten") weitergebildet.  © Christian Juppe

Zu den Frauen gehört Ines Schmidt (45). Die Projektförderin an der TU Dresden holte sich 2016 die ersten Bienenvölker in ihren Loschwitzer Garten: "Ich sagte damals zu meinem Mann: Wenn Du eine Streuobstwiese willst, bekomme ich eine Imkerei." Sie setzte sich durch, erntet seitdem Honig für Familie und Freundeskreis.

"Das Aroma ergibt sich aus den Pflanzen, welche die Bienen anfliegen. Auf dem Kulturpalast kann er wegen Ahorn und Robinie malzig schmecken", so Rico Heinzig (47). Er hat fünf Standorte im Stadtgebiet und verkauft seit 2014 den "Dresdner Stadthonig" (360 Gramm: 12,90 Euro).

"Ich habe mich bei einem Schülerpraktikum erstmals um Bienen gekümmert", erinnert sich Martin Kleine (29). Der Tierwirt betreibt inzwischen seit 2015 die "Imkerei Kleine" (250g-Glas: 5 Euro) und hat zwei Standorte im urbanen Chemnitz (Dresdner Straße, am Schlosshotel Rabenstein).

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"Mein Ziel war ein Honig, der so sauber wie möglich ist", sagt Lars Sander (43). Er hat seit sieben Jahren Bienenverschläge im Nordosten der Stadt und setzt immer neue, ungestrichene Holzbeuten ein. Sander verkauft den Honig als "Stadthonig Chemnitz" über Facebook (500 Gramm: 6 Euro).

So sieht der "Loschwitzer Bienengarten" in Dresden aus.
So sieht der "Loschwitzer Bienengarten" in Dresden aus.  © Christian Juppe
Der Stadthonig aus Dresden-Loschwitz.
Der Stadthonig aus Dresden-Loschwitz.  © Christian Juppe
Rico Heinzig (47) von "Dresdner Stadthonig" zeigt seine Bienenverschläge auf dem Kulturpalast-Dach.
Rico Heinzig (47) von "Dresdner Stadthonig" zeigt seine Bienenverschläge auf dem Kulturpalast-Dach.  © Christian Juppe
Stadtimker Heinzig zeigt Honigbienen auf dem Kulturpalast in Dresden. Ein Volk der zu den Nutztieren gezählten Insekten hat im Sommer rund 40.000 Tiere.
Stadtimker Heinzig zeigt Honigbienen auf dem Kulturpalast in Dresden. Ein Volk der zu den Nutztieren gezählten Insekten hat im Sommer rund 40.000 Tiere.  © Christian Juppe
Wegen anderer Pflanzen hat City-Honig oft einen unterschiedlichen Geschmack als zum Beispiel Raps-lastige Billigprodukte aus dem Supermarkt.
Wegen anderer Pflanzen hat City-Honig oft einen unterschiedlichen Geschmack als zum Beispiel Raps-lastige Billigprodukte aus dem Supermarkt.  © Christian Juppe

Im Internet sollte man mit dem Kauf von Tieren allerdings vorsichtig sein: "Hände weg vom Bienen-Onlinehandel! Dadurch werden fast immer Seuchen wie Faulbrut und Parasiten wie der Kleine Beutenkäfer eingeschleppt", rät die Chemnitzer Fachfrau Wetzel Anfängern. Hilfe und gesunde Bienenvölker bieten die Imkervereine.

Titelfoto: Christian Juppe, 123rf/iava777

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