Prostitution statt Liebe: So machen sich Zuhälter die Armut osteuropäischer Frauen zunutze

Leipzig/Dresden - Im Januar 2021 startete ein Prozess rund um eine Zuhälter-Bande vor dem Landgericht in Dresden. Ein Reporter-Team von "Exakt - Die Story" versuchte herauszufinden, warum der Menschenhandel aus Ländern wie Bulgarien noch immer funktioniert.

Bozhidar Y. beim Prozess am Landgericht Dresden 2021. Er soll mehrere junge Frauen unter dem Versprechen einer besseren Zukunft nach Deutschland gelockt haben.
Bozhidar Y. beim Prozess am Landgericht Dresden 2021. Er soll mehrere junge Frauen unter dem Versprechen einer besseren Zukunft nach Deutschland gelockt haben.  © Holm Helis

Das TV-Team begab sich auf die Spuren der jungen Sexarbeiterin Milena (*Name geändert) aus Bulgarien, die in die Fänge von Zuhälter Bozhidar Y. geraten war.

"Milena ist in dem Bewusstsein einer beginnenden Liebesbeziehung nach Deutschland gekommen. Zwar waren sie und Y. noch kein Paar, aber ihrer Meinung nach auf dem Weg, eines zu werden. Hier in Dresden angekommen hat sie dann mitbekommen, dass der Y. bereits in einer festen Beziehung lebt", so die Anwältin der Prostituierten.

Milena wird ihr Pass abgenommen und Bozhidar Y. zwingt die junge Frau, in einem Etablissement in Dresden für Geld mit Freiern zu schlafen.

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"Der Vorwurf lautet, dass sie in diesem Etablissement zwei Monate lang gefangen gehalten wurde. Bozhidar Y. und seine feste Freundin haben Milena geschlagen und ihr gedroht, sie von einer Brücke zu schmeißen", berichtete die Anwältin.

Diskriminierte Gruppen stärker von Menschenhandel bedroht

In diesem Etablissement mussten junge Frauen wie Milena arbeiten. Um eine Flucht zu verhindern, wurde ihnen der Pass abgenommen.
In diesem Etablissement mussten junge Frauen wie Milena arbeiten. Um eine Flucht zu verhindern, wurde ihnen der Pass abgenommen.  © Holm Helis

Dabei soll die feste Freundin von Y. selbst einmal als Prostituierte gearbeitet haben und nicht nur aus der gleichen Stadt, sondern auch aus dem gleichen Viertel wie Milena stammen.

"Sie hat damals einen Typen getroffen, der ihr gezeigt hat, wie viel er verdient. Sie hat sich verliebt und er hat ihr vorgeschlagen, ins Ausland zu gehen. Ihr Vater war sehr besorgt, hat die Polizei getroffen und die haben sich lange gefragt, wo sie ist", erinnert sich der bulgarische Sozialarbeiter Asen Stoyanov, der beide Frauen aus dem Viertel kannte.

Ihr Schicksal ist eines von vielen: Zahlreiche Frauen, vor allem aus Roma-Vierteln, gehen als Sexarbeiterinnen ins Ausland, um den prekären Lebensverhältnissen vor Ort zu entfliehen. "Vor allem solche diskriminierten Gruppen sind mehr als gefährdet vom Menschenhandel. Sie haben einen schlechteren Zugang zur Bildung und zum 'normalen Arbeitsmarkt'", wissen die Sozialarbeiter.

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Warum viele Frauen in solchen Situation nur vom Regen in die Traufe rutschen und zu welchen Arbeiten sie in Deutschland gezwungen werden, seht Ihr im gesamten Beitrag bei "Exakt - Die Story".

Titelfoto: Holm Helis

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