Zuhälterbande vor Gericht: So machten sie in Dresden ihre Sex-Geschäfte

Dresden - Im Dresdner Landgericht hat ein Prozess gegen eine Zuhälterbande begonnen! Vor Gericht demonstrieren die Angeklagten bislang ein vermeintlich unschuldiges Familien-Idyll.

Von drei Justizmitarbeitern bewacht, wurde Bozhidar Y. (32) in den Saal gebracht.
Von drei Justizmitarbeitern bewacht, wurde Bozhidar Y. (32) in den Saal gebracht.  © Holm Helis

Liebevoll hält Radka T. (25) ihr kleines, vergnügtes Mädchen (1,5 Jahre) in den Armen. Vater Bozhidar Y. (32) schaut lächelnd zu ihnen. Doch die Familienidylle trügt.

Laut Anklage sind die bulgarischen Eltern knallharte Zuhälter, die für Bordellbetreiberin Gabriela P. (42) agierten. Seit Donnerstag läuft gegen alle drei ein Prozess am Landgericht.

Getarnt als "Hausmeisterservice" und "Massagestudio" sowie als offizielles Bordell "Night Bunnies", mussten in den drei Objekten bis zu 40 Frauen und Mädchen aus Bulgarien und Rumänien anschaffen.

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"Angeworben" wurden sie von Bozhidar, "beaufsichtigt" von Radka und "verteilt" von Gabriela.

Die Bande war nicht zimperlich. So drohte Bozhidar laut Anklage einem Mädchen in Bulgarien, die sich weigerte nach Deutschland zu kommen, mit einem Anschlag auf ihre Familie.

Gabriela P. (42, l.) ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Radka T. (25) kam nie in Haft, weil sie schwanger war. Sie brachte ihr Mädchen mit zum Prozess. Sie gab es aber während der Verhandlung einer Freundin vor dem Saal.
Gabriela P. (42, l.) ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Radka T. (25) kam nie in Haft, weil sie schwanger war. Sie brachte ihr Mädchen mit zum Prozess. Sie gab es aber während der Verhandlung einer Freundin vor dem Saal.  © Holm Helis
Getarnt als Hausmeisterservice, mussten bis zu 40 Frauen in dem Puff arbeiten.
Getarnt als Hausmeisterservice, mussten bis zu 40 Frauen in dem Puff arbeiten.  © Holm Helis

Zwei Mädchen konnten aus Bordell fliehen und die Polizei alarmieren

Kurz vor der Eröffnung des "Night Bunnies" inspizierte Chefin Gabriela P. (42) die Duschkabinen - sechs Monate später rückte die Polizei in dem Puff ein.
Kurz vor der Eröffnung des "Night Bunnies" inspizierte Chefin Gabriela P. (42) die Duschkabinen - sechs Monate später rückte die Polizei in dem Puff ein.  © Ove Landgraf

Den Opfern, die ohnehin 50 Prozent ihrer Einnahmen abgeben mussten, wurden die Pässe abgenommen, zusätzliche Zahlungen für Unterkunft und angebliche Behördengebühren abverlangt. Wer nicht spurte, wurde mit Drogen oder gar Vergewaltigung gefügig gemacht.

Zwei Mädchen gelang Ende 2018 die Flucht nach Bulgarien. Dort alarmierten sie die Polizei. Die Ermittlungen begannen und im Herbst 2019 stürmte die Polizei dann die Puffs.

Die Angeklagten schweigen bislang zu den Vorwürfen. Ihre Anwälte monierten, dass nicht die vollständige Audiodatei (63 GB!) der überwachten Telefonate vorliegt.

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Tatsächlich begründete das zuständige BKA die bisherige Nichtauslieferung mit Technikproblemen! Nun soll die Festplatte schnellstmöglich geliefert werden.

Titelfoto: Holm Helis

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