Sachsens Cyber-Cops rüsten auf: Mehr Staatsanwälte gegen steigende Online-Kriminalität
Dresden - In kaum einem Kriminalitätsbereich steigen die Deliktzahlen so kräftig wie in der Cyber-Kriminalität. Ab sofort haben sich nun die sächsischen Staatsanwaltschaften umorganisiert, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Am 8. November schlugen sie zu: Mit Schwerpunkt in der georgischen Hauptstadt Tiflis gingen 70 deutsche Polizeibeamte unterstützt von 300 einheimischen Kollegen gegen die "Milton Group" vor, eine kriminelle Vereinigung, die unter anderem die Betrugsplattformen "CoinEvo" und "EverFX" betrieben haben soll. Ein Tatverdächtiger sitzt jetzt in Dresden in U-Haft.
Solche Plattformen gaukeln ihren Opfern vor, man würde Geld gewinnbringend investieren. Erst wenn man sich den Gewinn auszahlen lassen will, ist plötzlich alles weg.
"Wir wissen von rund 2600 Geschädigten in Deutschland", sagt Robert Gutte (46), Leiter der Zentralstelle Cybercrime Sachsen. "Die Asservate deuten auf mindestens 10.000 Geschädigte in Deutschland hin."
Der Schaden liege im dreistelligen Millionen-, reiche gar an den Milliardenbereich heran. "Ein solches Verfahren würde eine kleine Staatsanwaltschaft mit ihrem Cybercrime-Dezernenten lahmlegen."
Aufklärungsquote bei Internet-Kriminalität nur gering
Um das zu vermeiden, hat Sachsens Justizministerin Katja Maier (44, Grüne) ein dreigliedriges Modell eingeführt: Zu der bereits bestehenden Zentralstelle Cyber-Kriminalität bei der Generalstaatsanwaltschaft gibt es jetzt noch zwei Sonderstaatsanwaltschaften in Dresden und Leipzig.
Die Ministerin: "Es geht um konzentrierte Bearbeitung von herausragenden Verfahren." Sechs Stellen wurden geschaffen.
Leipzig soll auch die Bereiche Chemnitz und Zwickau abdecken, Dresden den Raum Görlitz. Allerdings müssen für die Stellen erst mal qualifizierte Staatsanwälte gefunden werden.
Dass Bedarf besteht, zeigen die Zahlen: Gab es 2018 noch 6500 Cybercrime-Verfahren, waren es im vergangenen Jahr 13.700.
"Im ersten Halbjahr 2023 haben wir schon mehr als 8000 Verfahren", so Generalstaatsanwalt Martin Uebele (64). Dem gegenüber steht eine Aufklärungsquote von gerade einmal 30 Prozent.
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