Das sind 8 geheimnisvolle und verlassene Orte in Sachsen

Sachsen - Halb verrottet, mit Pflanzen bewachsen und Zeuge einer längst vergangenen Zeit: "Lost Places" (etwa: "verlassene Orte") wecken bei Abenteurern und Hobbyfotografen besondere Neugier – auch in Sachsen.

Hobby-Fotografen begeben sich gern auf Entdeckungsreise und werden dabei auch in Sachsen fündig. (Symbolbild)
Hobby-Fotografen begeben sich gern auf Entdeckungsreise und werden dabei auch in Sachsen fündig. (Symbolbild)  © 123RF/savconstantine

Beim "Urban Exploring" (Stadterkundung) halten Entdecker die Kamera auf die verborgenen Ecken städtischer und privater Gebäude. Juristisch gesehen sind die Orte eine Grauzone.

Grundsätzlich gilt: Ist das Gelände umzäunt, begeht man Hausfriedensbruch und muss mit einer Geld- oder sogar Freiheitsstrafe rechnen.

Unter "Urbexern", wie die Abenteuerlustigen genannt werden, herrscht der Leitsatz: "Nimm nichts außer Fotos. Hinterlasse nichts außer Fußspuren."

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TAG24 hat sich auch auf Streifzug durch den Freistaat begeben, acht spektakuläre Orte entdeckt und ihre Geschichte wieder zum Leben erweckt.

Weizenmühle Dresden

Mit dem Wegfall der Pulverproduktion wurde das Gebäude zur Mühle mit Bäckerei umgebaut.
Mit dem Wegfall der Pulverproduktion wurde das Gebäude zur Mühle mit Bäckerei umgebaut.  © Steffen Füssel

Die ehemalige Weizenmühle steht seit 1770 am Fuße der Heideschanze im Plauenschen Grund in Dresden und war zuerst als Pulvermühle für die sächsische Armee aktiv. 1917 kam der markante 30 Meter hohe Siloturm am Flussufer dazu.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Mühle als Schmiermittelfabrik zweckentfremdet. Seit 1990 stehen die Mühlwerke still. Eine Immobilien-AG ersteigerte die Ruine 2010 und will mit dem Denkmalamt ein Nutzungskonzept erstellen.

Skisprungschanze Oybin

Skisprung-Weltmeister Matthias Buse (65) wuchs in Oybin auf, machte auf der Schanze am Hochwald seine ersten Sprünge.
Skisprung-Weltmeister Matthias Buse (65) wuchs in Oybin auf, machte auf der Schanze am Hochwald seine ersten Sprünge.  © Matthias Weber/photoweber.de

Wer durch den Oybiner Ortsteil Hain fährt, kommt unwillkürlich unter der Sprungschanze durch. 1932 erbaut, sollte die 40-Meter-Sprungschanze den Tourismus im Zittauer Gebirge beleben. 19 Jahre später brach sie unter der Last einer 25-köpfigen Reisegruppe zusammen, wobei es viele Schwerverletzte gab.

Nach dem Wiederaufbau wurde die Schanze am Hochwald eine der ersten Mattenschanzen der DDR. Sie ist bis heute Wahrzeichen und erinnert an die lange Oybiner Wintersporttradition.

Textima-Fabrik Chemnitz

Mit über 30.000 Mitarbeitern war die Textima-Fabrik bis zum DDR-Zusammenbruch der viertgrößte Textilhersteller der Welt.
Mit über 30.000 Mitarbeitern war die Textima-Fabrik bis zum DDR-Zusammenbruch der viertgrößte Textilhersteller der Welt.  © Ralph Kunz

Der Komplex auf der Annaberger Straße in Chemnitz wurde 1924 als Nadel- und Platinenfabrik errichtet. Ab 1978 gehörte die rund 7000 Quadratmeter große Fabrik zum "Textima-Kombinat".

Das Gebäude ist nicht denkmalgeschützt und sollte eigentlich bis 2020 abgerissen werden. Dem vorausgegangen war eine Serie an Pleiten, Pech und Pannen, darunter fehlende kommunale Fördermittel.

Villa Kolbe Radebeul

Die seit 1980 denkmalgeschützte Villa Kolbe wurde später auch "Kohlmann-Villa" oder "Schramm-Klinik" genannt.
Die seit 1980 denkmalgeschützte Villa Kolbe wurde später auch "Kohlmann-Villa" oder "Schramm-Klinik" genannt.  © Thomas Türpe

Vor knapp 30 Jahren zog der letzte Bewohner aus der "im Stil der Deutschen Neorenaissance" gebauten Villa an der Zinzendorfstraße in Alt-Radebeul aus. Das prachtvolle Anwesen wurde 1890/91 für Carl Kolbe, Generaldirektor der nahegelegenen Chemischen Fabrik von Heyden, errichtet und war später im Besitz des Arztes Johannes Kohlmann.

Heute ist die Zukunft des einst imposanten Baus nach jahrelangem Rechtsstreit und verlängertem Bauverbot ungewiss.

Swiderski-Fabrik Leipzig

Beim Bau der weitläufigen Fabrik-Gebäude orientierte sich Swiderski vom Stil an der Gotik und der englischen Architektur der Tudorzeit.
Beim Bau der weitläufigen Fabrik-Gebäude orientierte sich Swiderski vom Stil an der Gotik und der englischen Architektur der Tudorzeit.  © Ralf Seegers

Die ehemalige Maschinenfabrik des Fabrikanten Philipp Swiderski, gelegen an der Ecke von Zschocherscher und Markranstädter Straße in Leipzig-Plagwitz, gehört zu den meistbesuchten Lost Places der Stadt. 1888 ließ Swiderski die Fabrik für Dampfmaschinen, Buchdruckmaschinen und Lithografie-Pressen erbauen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Verstaatlichung bis zur Stilllegung 1990. Derzeit sind keine geplanten Sanierungsvorhaben bekannt.

DDR-Spezialheim Bräunsdorf

Das Ex-Kinderheim Bräunsdorf war eines von vielen Umerziehungsheimen in der DDR und unterstand der Jugendhilfe unter Leitung von Margot Honecker (†89).
Das Ex-Kinderheim Bräunsdorf war eines von vielen Umerziehungsheimen in der DDR und unterstand der Jugendhilfe unter Leitung von Margot Honecker (†89).  © privat/stellaglamour

Das berüchtigte Ex-Kinderheim prägte die Ortsgeschichte von Bräunsdorf (Freiberg) über 150 Jahre. In der DDR diente das Gebäude als Jugendwerkhof, später als Spezialkinderheim (seit 1950 Martin-Andersen-Nexö-Heim) für "schwererziehbare Jugendliche".

Betroffene berichteten später von Schlägen, Misshandlungen und anderen grausamen Methoden. Seit etwa 20 Jahren steht das Heim leer und verrottet von Jahr zu Jahr.

Jagdschloss Rehefeld

Das malerische, hoch über dem rechten Ufer der Wilden Weißeritz am Waldrand gelegene Schloss wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein für Jagdzwecke genutzt.
Das malerische, hoch über dem rechten Ufer der Wilden Weißeritz am Waldrand gelegene Schloss wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein für Jagdzwecke genutzt.  © Egbert Kamprath

Kronprinzessin Carola ließ das Jagdschloss 1870/71 in Rehefeld-Zaunhaus (Altenberg) als Geschenk für ihren Ehemann Kronprinz Albert errichten. 1924 wurde es an eine Freimaurerloge verkauft und zu einem Erholungsheim umgebaut. Knapp 10 Jahre später erzwang die Nazi-Frontkämpferorganisation "Stahlhelm" eine Verpachtung.

Das Schloss wurde danach als Heim, Jagdhotel und Reservelazarett genutzt. 2012 wanderte der Bau an einen Radebeuler Privatmann.

Malzfabrik Gebrüder Pick

Die Malzfabrik in Dresden-Niedersedlitz war zu ihrer Zeit die modernste Fabrik ihrer Art im Freistaat.
Die Malzfabrik in Dresden-Niedersedlitz war zu ihrer Zeit die modernste Fabrik ihrer Art im Freistaat.  © Ove Landgraf

Die monumentale Fabrikanlage zwischen der Straße des 17. Juni und Eisenbahnstrecke in Dresden-Niedersedlitz wurde 1873/75 erbaut und von den Gebrüdern Pick geführt. Zu DDR-Zeiten wurde die Malzfabrik verstaatlicht, seit Einstellung der Produktion 1991 steht sie leer.

In der Nacht vom 11. zum 12. November 2020 zerstörte ein Großbrand weite Teile der nun einsturzgefährdeten Gebäude.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/savconstantine, Steffen Füssel, Ralf Seegers

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