Sie kämpfen seit Monaten gegen Wald-Abbaggerung: Die Baumbesetzer von Ottendorf-Okrilla

Ottendorf-Okrilla - Seit mehr als hundert Jahren wird in Ottendorf-Okrilla (nördlich von Dresden) nach Sand und Kies gebaggert. Die ganze Region hat sich der Rohstoff-Förderung verschrieben. Die ganze Region? Nein, denn einige Dutzend Waldbesetzer leisten seit Sommer vergangenen Jahres Widerstand gegen die geplante Ausweitung des Tagebaus um 134 Hektar.

"Gekommen um zu bleiben": Die Transparente der Gruppe finden sich im ganzen Wald.
"Gekommen um zu bleiben": Die Transparente der Gruppe finden sich im ganzen Wald.  © Sebastian Schultz

Hinaus aus der Siedlung führt das Navi. Am Ortsausgang verabschieden uns Betonwerke und ein Baustoff-Händler. Ein kilometerlanger Sandhügel links neben der Fahrbahn deutet auf das Ausmaß der dahinter liegenden Kiesgrube hin.

Wenig später halten wir am Treffpunkt, einem Parkplatz mitten im Wald. Dort begrüßen uns zwei vermummte Aktivisten, die sich Vivi und Lara nennen. Beide vielleicht um die 20.

Zu Fuß geht es einen Waldweg entlang, vorbei an knietiefen Gräben und Barrikaden aus Geäst. "Um uns im Falle einer Räumung Zeit zu verschaffen", erklärt Vivi.

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"Heibo bleibt" nennt sich die Initiative, deren Mitglieder seit August 2021 im Wald ausharren. Ihr Ziel: die Ausweitung der Tagebaulandschaft verhindern.

Aber nicht nur das: "Wir verstehen uns als Anarchisten und versuchen, ohne Diskriminierungen und Geld zu leben", ergänzt Lara.

Doch ganz ohne Essens- und Sachspenden von außen geht es nicht. Auch der Müll wird abgeholt. Strom für den wechselnden Personenkreis kommt aus Solarzellen und Autobatterien.

Die zum Teil nur mit Seilen befestigten Baumhäuser erscheinen dem Laien wie kleine, aber dafür schwer einnehmbare Festungen.

Vivi und Lara bewohnen das Camp schon seit mehreren Wochen.
Vivi und Lara bewohnen das Camp schon seit mehreren Wochen.  © Sebastian Schultz

"Der ganze Wald soll stehen bleiben"

Verschiedenste Materialien kommen bei der Errichtung der Hütten zum Einsatz.
Verschiedenste Materialien kommen bei der Errichtung der Hütten zum Einsatz.  © Sebastian Schultz

"Zum Frühstück gibt es Kaffee und Porridge, danach machen wir uns an die Arbeit, bessern das Lager aus, machen Sport oder lesen", erklärt uns Vivi den Tagesablauf der Gruppe.

Gespräche? "Gab es mal, aber sind im Sande verlaufen. Der ganze Wald soll stehen bleiben."

Ganz abgerissen ist der Gesprächsfaden dann aber doch nicht. Vom Grundeigentümer des Waldstückes, dem Staatsbetrieb Sachsenforst, heißt es, man stehe zu Fragen des Forstschutzes und der Verkehrssicherung in regelmäßigem Austausch.

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"Leider sind durch Abwasser und Abfall auch Schäden im Naturraum entstanden", so ein Sprecher der Fachbehörde zu TAG24.

Erste Ansätze der Tagebau-Erweiterung sind bereits zu sehen.
Erste Ansätze der Tagebau-Erweiterung sind bereits zu sehen.  © Sebastian Schultz

Auch deshalb habe das Ordnungsamt des Landkreises Bautzen Auflagen an die Waldhüter erlassen, die derzeit beim Oberverwaltungsgericht geprüft werden. Ob mit der angebrochenen Rodungssaison dem Camp die polizeiliche Räumung droht, bleibt offen.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Schultz (2)

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