Sachsens größte "Solidarische Landwirtschaft" KOLA zieht in die Ernteschlacht – für lau

Leipzig - Regionale Lebensmittel liegen im Trend. Vor den Toren der Stadt produziert mit der KOLA Leipzig die größte solidarisch wirtschaftende Landwirtschaft im Osten Deutschlands. Viele Mitglieder schlüpfen in ihrer Freizeit sogar freiwillig in die Gummistiefel.

Wenn sie nicht hackt, sitzt sie auf dem Hänger des Traktors und pflanzt: Karin Schünemann (54) im Gespräch mit Gärtnermeister Thomas Burkhardt (27).
Wenn sie nicht hackt, sitzt sie auf dem Hänger des Traktors und pflanzt: Karin Schünemann (54) im Gespräch mit Gärtnermeister Thomas Burkhardt (27).  © Ralf Seegers

Bestes Beispiel: Karin Schünemann (64). "Momentan komme ich zweimal die Woche", sagt sie. Zum Pflanzen, Jäten und Ernten.

Eva Köhler (35) lächelt. Sie ist Agraringenieurin und eine der Gründerinnen der "Kooperative Landwirtschaft Leipzig" (KOLA). "Kein Mitglied hilft so häufig wie Karin", sagt Eva.

Die meisten kämen zu den Ernteeinsätzen im Sommer und Herbst, macht rund 400 freiwillige Helfer im Jahr. Gegenleistung für geleistete Arbeit: keine.

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Für den Mitgliedsbeitrag in der KOLA gibt es natürlich etwas, und zwar Ernteanteile in Form von Erntekisten mit Gemüse. Denn so funktioniert "solidarische Landwirtschaft": Risiken und Verantwortung werden geteilt, die Ernte nicht verkauft, sondern an die Mitglieder abgegeben.

Auf den Feldern stehen Sellerie, Möhren Spinat, Kohl, Tomaten, Paprika und Auberginen. Chemische Pflanzenschutzmittel? Nein!

35 Hektar bewirtschaftet die KOLA zwischen der Messestadt und Taucha (Kreis Nordsachsen).
35 Hektar bewirtschaftet die KOLA zwischen der Messestadt und Taucha (Kreis Nordsachsen).  © Ralf Seegers
Nächstes Jahr kommt ein weiteres Stück Land dazu – eine Chance für neue Mitglieder.
Nächstes Jahr kommt ein weiteres Stück Land dazu – eine Chance für neue Mitglieder.  © Ralf Seegers

KOLA: Landwirtschaft auf 35 Hektar mit 1000 Mitgliedern

Als im Februar 2021 die Fundamente für die Hauptgebäude gelegt wurden, mussten die Ketten des Baggers mit Brennern enteist werden.
Als im Februar 2021 die Fundamente für die Hauptgebäude gelegt wurden, mussten die Ketten des Baggers mit Brennern enteist werden.  © Ralf Seegers

Ab 2025 wird es auch Äpfel, Aprikosen, Pfirsiche und Birnen geben. Ein Obstexperte, der lange für den Bio-Erzeuger Podemus in Dresden gearbeitet hat, half bei der Pflanzung.

Angefangen hat alles klein und vor fünf Jahren. Zwei Jahre später stellte die evangelische Kirche satte 35 Hektar Fläche in Plösitz bei Taucha zur Verfügung. Durch Werbung stieg die Mitgliederzahl sprunghaft auf über 1000.

Geholfen hat bei der Gründung auch das Förderprogramm "Nachhaltig aus der Krise" des Landwirtschaftsministeriums.

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Und die Konsumgesellschaft Leipzig, die ihre Filialen zur Abholung der Erntekisten zur Verfügung stellte.

Karin findet regional produzierte Lebensmittel gut. Deshalb ist sie Mitglied in der KOLA – und arbeitet unentgeltlich mit.
Karin findet regional produzierte Lebensmittel gut. Deshalb ist sie Mitglied in der KOLA – und arbeitet unentgeltlich mit.  © Ralf Seegers
Agraringenieurin Eva Köhler (35), eine von Dreien im Vorstand.
Agraringenieurin Eva Köhler (35), eine von Dreien im Vorstand.  © Ralf Seegers

Auch Karin landete über die Werbung bei der KOLA. Die kam aus einem Honigglas, regional produziert, versteht sich. Karin griff zum Handy, schaute vorbei, seitdem ist sie Mitglied.

Nach ihren Arbeitseinsätzen ist die Rentnerin komplett ausgepowert. "Aber ich hab dann eine Zufriedenheit – das kann ich nur jedem empfehlen!"

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers

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